Bürger und Politik im Gespräch zur Zukunft des Verkehrs in Sehnde

Zum Workshop des Rates und der Ortsräte zum Verkehrsentwicklungsplan der Stadt trafen sich nicht nur die Politiker der Stadt in der Mensa der KGS am Papenholz. Sondern auch die Bürger waren eingeladen. Doch obwohl das Thema im Rahmen der Klimadebatte sicher aktuell ist, haben nur rund 15 Bürger die Chance ergriffen, beim Verkehr der Zukunft mitzureden.

Heinz Masur (li.) trug die Ausganglage vor – Foto: JPH

“Hier wird Ihnen kein fertiger Plan vorgestellt”, so Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke in der Begrüßung der rund 60 Personen. “Sondern Ihre Vorschläge werden aufgegriffen, geprüft und eventuell umgesetzt. Arbeiten Sie intensiv mit, denn dieser Plan steuert die Entwicklung in unserer Stadt für die nächsten Jahrzehnte.”

Die Firma PGT hat die Stadt bei der Aufstellung unterstützt und Geschäftsführer Heinz Mazur  trug die Ansätze vor. Als Diskussionsgrundlage gab er einen Abriss der Planungen, bevor die Anwesenden danach an die vorbereiteten Stellwände gingen und ihre Vorstellungen diskutieren. Abschließend war ein Zusammenfassung der neuen Erkenntnisse geplant.

Eine intensive Diskussion war an den Stellwänden zu den Themen – Foto: JPH

In dem Plan sollen alle Verkehrsarten erfasst und gegen- und miteinander abgewogen werden. Das beinhaltet den Lastwagenverkehr ebenso wie den Kinderwagen und Rollstuhl. Ein breites Spektrum nimmt auch der ÖPNV ein. Der Verkehrsplan soll am Ende auch die einzelnen Erfordernisse integrieren und so hohe Zufriedenheit herstellen. Dabei sind Zwänge nicht zu verändern, wenn sie gesetzliche Regelungen betreffen – oder Bundes- und Landesregelungen. So darf der Radfahrer in verkehrsberuhigten Bereichen weiterhin auch nur Schrittgeschwindigkeit fahren.

Ein Diskussionsbereich sind der Fußgängerverkehr und die Barrierefreiheit. Auch der Radverkehr wurde in einer eigenen Gruppe betrachtet. Dazu kamen der ÖPNV mit Bussen und Bahnen sowie der Bereich Kfz-Verkehr. Darin eingebettet die Frage der Gesundheit durch “Laufen oder Gehen” für den Nachwuchs. Beim Radnetz ist das der Region die Basisvorgabe, auf dem in bestimmten Bereichen angeknüpft werden kann. In der vorgegebenen Karte von PGT war es schon mal weiterentwickelt, so dass es auf Sinnhaftigkeit und Nutzbarkeit geprüft werden konnte. Das Ergebnis geht dann in die Maßnahmenvorschläge des Entwicklungsplanes ein, unterteilt nach Haupt-, Neben- und Erweiterungsstrecken.

Bei Busse und Bahnen steht die Realität dem Wunschdenken gegenüber – und auch das ”365-Euro-Ticket” stand zur Disposition. Die Verknüpfung des Busses 370 mit der S-Bahn ist “grottig”, so Mazur. Woanders steht der Bus am Bahnhof oder trifft direkt auf Zug oder S-Bahn. Die Wartezeiten in Sehnde dagegen liegen zwischen 21 und 59 Minuten bei der “Verknüpfung”. Das betrifft auch die Dauer des täglichen Betriebes. Dabei will die Region eigentlich “wichtige Orte oder Dörfer bis 23 Uhr stündlich angebunden halten”.

Viele Ideen und Vorschläge steckten schließlich an den Pin-Wänden – Foto: JPH

Bei Fahrzeugverkehr liegt Sehnde mit 16 000 bis 17 000 Fahrzeugen etwas vor Ilten, bei Lidl in der Nordstraße sind es immer noch rund 10 000. Dabei sind es vorrangig PKWs, die fahren und wenig Durchgangsverkehr. “Moderate Verhältnisse würden wir sagen”, so Mazur. Allerdings ist der Autobahnumleitungsverkehr natürlich außer Acht gelassen.

Letzter betrachteter Faktor war die zukünftige Stadtentwicklung. An anderer Stelle wurden Prognosen für Straßen gemacht, die nie erreicht wurden – vornehmlich im Osten. Real sagen die Zahlen für Sehnde eine Stagnation voraus, vielleicht geringe Steigerung. Es gibt eher einen Wandel von Individualmobilität zur Mikromobilität. Oft lässt sich dabei aber ein Wunsch nicht mit einem anderen vereinbaren.

So hat Sehnde zwei nicht direkt zutreffende Fernstraßen und zwei geringwertigere Bundesstraßen. Alle anderen sind geprägt vom Einwohnerzuwachs, nicht vom Durchgangsverkehr. Daher ist von Steigerungen nur beim PKW-Verkehr auszugehen. Selbst diese Steigerung aber sprengt laut Mazur nicht das bestehende Netz und wäre von der Stadt zu steuern.

Godehardt Kraft von der Stadtverwaltung Sehnde fasste dann die Ergebnisse zusammen – Foto: JPH

Vorschläge gingen gleich nach dem Vortrag ein. So wurden das System „Moia“ für den ÖPNV genannt, die Tarifgrenzen als Hindernis angesprochen, Sicherheit im ÖPNV abends und nachts gefordert sowie die E-Mobilität als Sackgasse diskutiert. Die meisten Vorschläge gingen dann zum Radverkehr ein, gefolgt vom ÖPNV. Im Straßenbereich war ein wichtiger Punkt die Ampelschaltung an der Kreuzung B 65 mit B 443: Bei Radwegen ging es um Lückenschlüsse und die Nutzung der KES zwischen Rethmarkreisel und Köthenwald. Viele der aufgeschriebenen Wünsche und Forderungen an den Plan sind eigentlich keine Weiterentwicklung, sondern griffen die ohnehin bekannten Forderungen aus den Ortsräten und Parteien auf.

Leider, so sagten die Verantwortlichen aus der Politik, haben wenige Bürger die Chance genutzt, die Zukunft ihrer Stadt Sehne mitzugestalten. Wünschenswert wäre es tatsächlich, wenn sich der Sehnder Dialog zu einem solchen entwickeln könnte – und nicht ein „Sehnder Zwiegespräch” bliebe. So allerdings darf sich später niemand aufregen, daß er “fremdbestimmt” wird und “die da oben sowieso machen, was sie wollen”. Das Angebot war da – übrigens auch für „Fridays for Future“.

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