Maikundgebung in Lehrte: Pfiffe für den Regionspräsidenten – DGB für gerechte Arbeitsbedingungen und Tarifbindung

Maikundgebung in Lehrte: Pfiffe für den Regionspräsidenten – DGB für gerechte Arbeitsbedingungen und Tarifbindung
1. Dr. Matthias Miersch (Bühne) ging in seiner Rede auf die flächendeckende Tarifbindung – Foto: DGB

Die Maikundgebung 2024 in Lehrte, organisiert vom DGB-Kreisverband Region Hannover und dem Ortsverband Lehrte, stand unter dem Motto „Mehr Lohn, Mehr Freizeit, Mehr Sicherheit“. Dabei wurde insbesondere die Forderung nach gerechten Arbeitsbedingungen und Tarifbindung hervorgehoben.

Vor rund 750 Teilnehmern machte der DGB-Vorsitzende aus Lehrte, Reinhard Nold, in seiner Eröffnungsrede deutlich, dass gute Arbeit auch gute Löhne bedeutet. Trotz des Rückgangs im Niedriglohnsektor in Niedersachsen sind noch immer zu viele Beschäftigte betroffen. Besondere Kritik richtete Nold auf Unternehmen, die aus der Tarifpartnerschaft aussteigen und damit einen „schmutzigen Wettbewerb um den niedrigsten Lohn“ forcieren. Dies führt nicht nur zu schlechteren Arbeitsbedingungen, sondern auch zu Einnahmeverlusten für den Staat und die Sozialversicherungen.

Stadt Lehrte als Beispiel

Ein Beispiel für diese unfairen Praktiken wurde während der Kundgebung thematisiert: Bei einer Ausschreibung für Reinigungsleistungen in städtischen Gebäuden wurden langjährige Reinigungskräfte gekündigt und von einem neuen Unternehmen zu deutlich schlechteren Konditionen übernommen. Die Kürzung der Objektreinigungszeiten um bis zu 50 Prozent führte zu erheblichen Einkommenseinbußen für die Beschäftigten.

Trotz des Widerstands der Reinigungskräfte und Zweifeln an der Qualitätssicherung betonte die Stadtverwaltung, dass es keine Qualitätsmängel gebe und sie das angeprangerte Verfahren beibehalten wolle. Dies verdeutlichte, wie sehr prekäre Arbeitsverhältnisse und unsichere Beschäftigungsbedingungen in der Reinigungsbranche zum Normalfall geworden sind.

Die Maikundgebung stellte daher auch einen Appell an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung dar, sich für gerechte Arbeitsbedingungen einzusetzen. Reinigungsdienste sollten nicht mehr über europaweite Ausschreibungen vergeben werden, sondern verstärkt in Eigenregie betrieben werden, um Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen zu verhindern. Nold rief zum Schluss seiner Eröffnungsrede dazu auf, fair miteinander umzugehen und jedem die Gelegenheit zu geben, zu sprechen.

Regionspräsident verteidigt die Krankenhausschließung

Rund 750 Besucher waren auf den Rathausplatz zur Maifeier gekommen – Foto: DGB

Steffen Krach, Regionspräsident, der für die umstrittene Schließung des Lehrter Krankenhauses verantwortlich gemacht wurde, wurde während seiner Rede mit Buhrufen und Pfiffen konfrontiert. Dennoch betonte er den Willen zur Zusammenarbeit mit der Stadt und verteidigte die Entscheidung als „notwendigen Wandel“ angesichts sich ändernder Bedingungen im Gesundheitswesen. Er rief dazu auf, die Bürger bei der Gestaltung des zukünftigen Gesundheitswesens mit einzubeziehen und versprach eine Verbesserung der Notfallversorgung in Lehrte. Inwieweit sich seine erneuten Versprechungen dann realisieren werden, bleibt zumindest die nächsten Jahre erst einmal abzuwarten.

Kampf für flächendeckende Tarifbindung

Die Redner, darunter auch Matthias Miersch, MdB, betonten die Bedeutung von Tarifbindung und fairen Löhnen für die gesamte Gesellschaft. Es wurde klargemacht, dass diese Forderungen nicht nur im Interesse der Arbeitnehmer liegen, sondern auch zur Stärkung der sozialen Gerechtigkeit und Demokratie beitragen.

Trotz der Pfiffe und Buhrufe während der Rede von Krach blieb die Veranstaltung friedlich und bot neben politischen Diskussionen auch kulturelle Programmpunkte wie den umjubelten Auftritt der Sportakrobatinnen des MTV Ilten, der Kinderrallye und Musik von Christian Prescher. Die Teilnehmer setzten ein Zeichen für gerechte Arbeitsbedingungen und Tarifbindung – nicht nur am Tag der Arbeit, sondern auch darüber hinaus. Alles in allem ein gelungenes Maifest bei schönstem Wetter, so bewertet es Noll am Ende.

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