Erhalt der regionalen Baukultur am Beispiel der Dorfregion ISA

Erhalt der regionalen Baukultur am Beispiel der Dorfregion ISA
Info-Veransatlung zum Bauen im ISA-Bereich - Foto: Stadt Lehrte

Auf Initiative des Ortsrates Sievershausen fand vor kurzem eine Informationsveranstaltung der Stadt Lehrte in der Städtischen Galerie statt, bei der die regionale Baukultur in den Ortsteilen der Stadt Lehrte im Vordergrund stand. Nach einer Begrüßung durch Stadtbaurat Christian Bollwein folgte ein Vortrag durch Karin Bukies von der Planungsgruppe StadtLandschaft, die in Kooperation mit dem Büro „mensch und region“ die Umsetzung der Dorfentwicklung „Lebensort ISA“ mit den Ortschaften Immensen, Sievershausen und Arpke begleitet.

Bukies stellte zunächst Beispiele für regionale Bautraditionen dar und zeigte auf, inwieweit eine regionale Baukultur das einmalige Erscheinungsbild eines Ortes bestimmt. Das Allgäu zeichnet sich zum Beispiel durch die großen Dachüberstände und umlaufenden Holzbalkone aus. Andere Gegenden werden von farbigen Putzbauten oder von Fachwerk geprägt.

Bauen in Norddeutschland

Gerade in Norddeutschland ist vielen jedoch nicht bewusst, dass auch hier eine besondere regionale Baukultur herrscht: Niederdeutsche Hallenhäuser, Ziegelgebäude mit reichem Fassadenschmuck und Rübenburgen sind typisch für das norddeutsche Tiefland. Auch in der Dorfregion ISA sind historische Gebäude und das traditionelle Erscheinungsbild in den Dorfkernen oft noch gut erhalten.

Allerdings ist in Teilen der Dorfregion zu beobachten, dass das charakteristische Ortsbild zunehmend durch eine nicht an die regionaltypische Bauweise angepasste Ersatzbebauung früherer Hofstellen überprägt wird. Damit geht die besondere Eigenart der Ortschaften immer stärker verloren und wertvolle Zeugnisse der örtlichen Siedlungs- und Baugeschichte sind auf immer verschwunden.

Charakter bewahrt

Ausgenommen davon ist der alte Dorfkern von Sievershausen, da hier bereits seit über 30 Jahren eine örtliche Bauvorschrift besteht. Anja Hampe, Fachbereichsleitung Bauen und Umwelt sowie Fachdienstleiterin Stadtplanung der Stadt Lehrte, erläuterte anschaulich die Bestandteile dieser Satzung. In Sievershausen gibt es unter anderem Festsetzungen zu den Dächern, Fassaden, Fensterformaten, Einfriedungen, Farben und Werbeanlagen. Es können aber auch weitere Festsetzungen getroffen werden, beispielsweise zur Gestaltung von Vorgärten und zur Bepflanzung. Bei Erfordernis kann auch eine Modifizierung erfolgen, wie es beispielsweise für PV-Anlagen erforderlich wurde.

Die Aufstellung einer Örtlichen Bauvorschrift (ÖBV) zur Gestaltung erfolgt als Satzung und wird vom Rat der Stadt Lehrte verabschiedet. Anja Hampe erläutert, dass das Verfahren analog zu Bebauungsplanverfahren abläuft.

Bewusstsein fördern

Abschließend ging Bukies auf Grenzen einer ÖBV ein. Wenn man den hofartigen Charakter erhalten möchte, kann dies nur über einen Bebauungsplan geregelt werden. Manchmal gelingt es zwar, über eine Bauberatung zu guten Ergebnissen zu kommen. Dies ist jedoch nicht die Regel und oftmals nur eine Empfehlung, insbesondere dann, wenn kein Bebauungsplan in dem zu bebauenden Bereich vorliegt. Es ist daher von zentraler Bedeutung, die Bevölkerung mitzunehmen und für die örtliche Baukultur zu sensibilisieren. Dorfspaziergänge und Radtouren sind sehr gut geeignet, um das Bewusstsein für die Besonderheiten eines Ortes zu wecken.

Schlussdiskussion

In der anschließenden sehr regen Diskussion zeigte sich, dass viele der Anwesenden die aktuellen Entwicklungen, insbesondere auch in Immensen, bedauern und befürchten, dass dieser Prozess fortschreitet. Sievershausens Ortsbürgermeister Armin Hapke berichtete, dass er nach anfänglichen Bedenken inzwischen sehr froh über die Satzung sei, da auf diese Weise das Ortsbild im Dorfkern erhalten werden konnte.

Im Ortsrat Immensen, wo es bereits seit längerer Zeit Diskussionen zur Aufstellung einer ÖBV gibt, will man sich weiter mit dem Thema beschäftigen. Zum Abschluss dankte Stadtbaurat Bollwein für den anregenden Abend.

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