Werden schnelle Tests durch das Land Niedersachsen ausgebremst?

Mit der Möglichkeit der sogenannten „Corona-Bürgertests“ für die Bevölkerung wird der Bedarf an diesen Tests stark steigen. Derzeit gehen Experten von 120 000 bis 200 000 Tests pro Woche in Niedersachsen aus – die Ostertage stellen zudem eine besondere Aufgabe dar. Dabei könnten die Hilfsorganisationen deutliche Hilfestellung geben und den Testdruck abfedern.

Offensichtlich zu einfach gedacht
Die Tests können überall vor Ort erfolgen – wenn es denn zugelassen wäre – Foto: Johanniter

Damit diese Nachfrage gedeckt werden kann, sollte aus Sicht des Landesverbandes der Johanniter-Unfall-Hilfe Niedersachsen/Bremen schnellstmöglich ein flächendeckendes Angebot für Schnelltestungen geschaffen werden, um die rasant wachsenden Infektionszahlen zu begrenzen. Aber so einfach und Bürgernah scheint das nicht zu gehen, meinen die Johanniter.

Denn das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat am 12. März 2021 eine Allgemeinverfügung veröffentlicht, die schärfer formuliert ist, als die Bundesvorgabe. Die, so die Johanniter in einer Pressemeldung am Montag, 23.03.2021, erschwert eine zügige und unkomplizierte Umsetzung. „Die aktuellen Vorgaben stellen einen schnellen Umsetzungserfolg aus unserer Sicht infrage“, kritisiert Hannes Wendler, Mitglied im Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe Niedersachsen/Bremen. Insbesondere bemängelt er die zeitraubenden Einzelbeantragungsverfahren, die durch die Gesundheitsämter gefordert sind. Sie bremsen auch die Johanniter aus. Deshalb fordert die Johanniter-Unfall-Hilfe an Stelle von Einzelbeantragungsverfahren eine generelle Bevollmächtigung der Hilfsorganisationen zur Umsetzung der Bürgertests, um schnellstmöglich ein flächendeckendes Angebot zu schaffen.

Hilfsorganisationen richtig arbeiten lassen

Die Johanniter-Unfall-Hilfe verfügt über die erforderlichen Konzepte, Fachexpertise und medizinisch geschultes Personal, hauptamtlich sowie ehrenamtlich, zur schnellen und qualitativ hochwertigen Umsetzung. Die Leistungsfähigkeit der Johanniter zeigt sich derzeit nicht zuletzt während der Umsetzung der Impfstrategie in den Impfzentren, die von den Johannitern massiv unterstützt wird. Ähnliches gilt selbstverständlich auch für die übrigen Hilfsorganisationen in Deutschland, die dafür sogar im Katastrophenschutz des Bundes organisiert sind. Die Frage: Wie soll es dann erst dort funktionieren, wenn man den Organisationen bereits jetzt Fesseln anlegt?

Nach wenigen Minuten ist das Ergebnis da – ohne Bürokratie dahinter – Foto: Johanniter

Darüber hinaus sieht die Johanniter-Unfall-Hilfe die zeitliche Mindestvorhaltung einer Teststation beziehungsweise eines Testzentrums von 20 Wochenstunden und die Vorgabe der Vorhaltung „nachmittags und an Wochenenden“ sehr kritisch – und nicht im Sinne der Maßnahme und der Bürger. „Diese Vorgaben berauben uns in Niedersachsen dringend benötigter Testkapazitäten, die nicht zuletzt durch ehrenamtliche Helfende in Gebieten mit geringerem Testbedarf wegen geringerer Bevölkerungsdichte oder im ländlichen Raum erfolgen könnten“, so Wendler.

Auch in dünn besiedeltem Raum aktiv werden

Beispielsweise wäre es ihm zufolge denkbar, an einem kleineren Standort montags bis freitags in der Zeit von 6 bis 9 Uhr für Pendler, die den ÖPNV nutzen, Tests anzubieten. Dies wäre nach der Verfügung nicht möglich, da es insgesamt nur 15 Wochenstunden wären. „Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, allen Menschen täglich ein unkompliziertes Testangebot in ihrer Nähe anbieten zu können. Dies wird nur funktionieren, wenn die Menschen kurze Wege haben und das Angebot einfach zu handhaben ist“, sagt Hannes Wendler. Hier sollte unbedingt im Sinne der Pandemie-Eindämmung nachgebessert werden.

Deshalb ist es aus Sicht der Johanniter-Unfall-Hilfe notwendig, alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten und Möglichkeiten, seien es hauptamtliche oder ehrenamtliche, für den Aufbau von Testkapazitäten im Sinne der Pandemiebekämpfung zu nutzen.

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