Streit um des Kaisers Bart oder echte Besorgnis: Freizeitgelände am Sportzentrum plötzlich umstritten

Eigentlich war alles klar und bereits im Haushalt 2025 vorgesehen, nun sollte es realisiert werden und steht so auf der Tagesordnung der Ratssitzung als Drucksache. Doch dann kam die Sitzung des Fachausschusses Stadtentwicklung am Montag, 10. November – und seitdem ist wieder alles offen. Die CDU im Ausschuss hatte die bereits beschlossene Spiel- und Sportanlage nach Überarbeitung einiger Details plötzlich wieder insgesamt in Frage gestellt und möchte darüber erneut beraten. Die Abstimmung im Ausschuss ging dabei zugunsten der CDU aus, weil unter anderem kein Vertreter der Grünen anwesend war.
Eine unendliche Geschichte?
Seit der Planung des neuen Sportzentrums in Sehnde war der Platz nordwestlich des Gebäudes für einen Sport- und Spielplatz vornehmlich für die Jugend der Stadt vorgesehen worden. Der wurde dann im Juni beraten, wobei ein Antrag der CDU auf Einbeziehung eines Beachhandballfeldes unter Wegfall von Fahrradstellplätzen mit der Mehrheit des Artes abgelehnt worden war. Das sollte dafür auf dem Vereinsgelände des TVE Sehnde entstehen – mit Fördermitteln des Landes für die Sanierung von Sportstätten möglicherweise.
Dabei war es allerdings zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien SPD und CDU gekommen, weil Ralf Marotzke als Vorsitzender des profitierenden TVE Sehnde mit für diese Realisierung mitgestimmt hatte – was die Kommunalaufsicht danach bemängelte. Trotzdem war die geplante Ausgabe anschließend mit dem Haushalt von der Kommunalaufsicht genehmigt worden. Nun aber will die CDU eine Überplanung mit dem Hinweis auf die prekäre Haushaltslage der Stadt.
SPD wurde überrascht
Die SPD ist irritiert und ihr Fraktionsvorsitzender Max Digwa sagt zu der 180-Grad-Wendung, nachdem schon viel Geld und Zeit in die Planung geflossen sind: „Auch können wir das Argument der angespannten Haushaltslage nicht nachvollziehen. Die Finanzierung des Projekts wurde bereits mit dem Haushalt 2025 beschlossen und der Haushalt von der Kommunalaufsicht genehmigt. Die nun vorgestellte Planung hält den vorgesehenen Kostenrahmen ein.“ Digwa stellt zugleich die Frage, ob die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die parteipolitischen Differenzen tragen müssen. Immerhin waren viele von den Betroffenen an der Planung beteiligt: die KGS, der KiJu-Treff, Vereine und Bürger. „Niemand – weder Politik noch Verwaltung – will Steuergeld verschwenden, aber hier ist doch klar, was die Bürgerinnen und Bürger wollen“, so Digwa.
CDU will andere finanzielle Lösung
Die CDU Sehnde nennt in einer Replik auf die Vorwürfe der SPD allerdings andere Gründe und führt aus: „Die Position der CDU: Kein Stopp des Projekts ‚Spiel-, Sport- und Bolzplatz Chausseestraße‘, sondern solide Finanzierung.“ Demnach bedeute ihr Vorschlag weder Streichung noch Abschaffung. So sieht die CDU in der Realisierung über Sportstätten-Fördermittel eine Entlastung des Haushaltes der Stadt. Dr. Schinze-Gerber, der auch Vorsitzender der Sehnde CDU und Bürgermeisterkandidat der Partei ist, erläutert: „Eine Stadt, die ihren Kindern und Jugendlichen etwas bieten möchte, muss zuerst handlungsfähig bleiben. Wir stehen für moderne Angebote und für finanzielle Ehrlichkeit.“
Denn Sehnde, so die CDU weiter, fahre seit Jahren in eine Richtung, die jedem Sehnder Sorgen bereiten müsse – mit einem Schuldenstand 2016 von 3,6 Millionen Euro, einem prognostizierten Schuldenstand 2027 von 100 Millionen Euro und einem prognostizierten von 2030 in Höhe von 200 Millionen Euro. Der Fraktionschef der CDU, Sepehr Amiri, zeigt sich kämpferisch und meint, dass die jetzige Empörung daher nur gespielt wirke und bezeichnet es als „ein reines Wahlkampf-Manöver“. Ja zu modernen Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien und finanziert über Förderprogramme, nicht über neue Schuldenberge, so die CDU.
Grüne Fraktion will die Umsetzung
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sandy Steve Choitz, zugleich Kandidat der Partei für das Amt des Bürgermeisters, sieht in der CDU Position keine neuen Aspekte und fragt, woher denn die Fördermittel, die die CDU anführt, kommen sollen. „Ein solcher Antrag wäre bei der Planung sinnvoll gewesen und nun muss endlich ein Platz für die Kinder und Jugendlichen her.“ Weshalb dies erst jetzt geschah, ist ihm unklar und verlängere das Procedere nur unnötig.
Auch die von der SPD unterstützte parteilose Bürgermeisterkandidatin Daniela Busche versteht die plötzliche Entwicklung nicht: „Dieses Projekt ist bereits durch alle Gremien genehmigt. Dem Baubeginn ab Sommer 2026 steht scheinbar nichts und niemand mehr im Wege – außer der überraschende Antrag der CDU.“ Zwar spricht auch sie sich für die Nutzung von Fördermitteln aus, aber die CDU habe bisher nicht gesagt, welche Fördermittel dies denn sein sollten. „Da der Bund vor wenigen Tagen das Bundesprogramm ‚Sanierung kommunaler Sportstätten – Projektaufruf 2025/2026‘ veröffentlicht hat, ist dieses möglicherweise gemeint. Nach meiner Recherche geht es in diesem Förderprogramm aber lediglich um Sanierungen. Sollte die CDU sich auf eine andere Förderungsmöglichkeit beziehen, stellt sich mir die Frage, warum diese Option erst jetzt gezogen wurde.“ Aber dann solle man darüber sprechen.
Weiteres Vorgehen

Nach der jetzigen Sachlage wird sich der geheim tagende Verwaltungsausschuss zunächst am Montag, 24.11.2025, mit der Entwicklung befassen. Wenn dann dort keine Einigung erfolgt, gibt es zwei Lösungen. Die erste wäre eine erneute Abstimmung des Rates zu den Planungen am Donnerstag, 27.11.2025, in der Ratssitzung ab 18 Uhr, oder die zweite eine Absetzung von der Tagesordnung.
Da die Stadt Sehnde derzeit keinen Jugendbeirat hat, dürfte die Gruppe der Betroffenen nur ihr Fragerecht vor und nach der Ratssitzung nutzen. Dabei wäre es im Interesse der Jugendlichen – und einer Familienstadt -, den Kindern und Jugendlichen bald etwas anzubieten.
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