Schlips ab, Macht verloren: Sehnder Weiber stürmen das Rathaus

Schlips ab, Macht verloren: Sehnder Weiber stürmen das Rathaus
Der Angriff auf die städtische Autorität nahm am Donnerstagmorgen seinen Anfang - Foto: JPH

Es war wieder einmal die Attacke der Sehnder Möhnen auf die Autorität im Sehnder Rathaus: Am Donnerstagmorgen stürmten die „Altweiber“ um 9.09 Uhr das Büro des Stadtoberhauptes, entmachteten den Bürgermeister Olaf Kruse und übernahmen für diesen Tag das Regiment in der Stadt. Dass dabei der Bürgermeister eine seiner geschmackvollen Krawatten  verlor, ist dabei selbstverständlich.

Die Tür öffnete sich, DJ Heiko aus Gardelegen, auch ein Urgestein der Sehnder Fastnacht, ließ die Musik anlaufen und die fünf in Kostümen der 50er Jahre verkleidete „Sturmtruppe“ um Traute Peuckert besetzte unter den Klängen von „Let’s Have a Party“ die Schaltstelle der städtischen Macht. Das Abwehrbollwerk aus Knabbersachen und Sekt, O-Saft und Kaffee hielt dabei nur kurzfristig stand, dann war der Coup gelaufen. Die Stadt kapitulierte.

Nach kurzer Zeit war die Kapitulation zwischen dem Bürgermeister Olaf Kruse (3.v.re.) und Traute Peuckert (3.v.li.) mit ihrem Trupp besiegelt – Foto: JPH

„Die Attacke auf das Rathaus fand dieses Jahr etwas früher statt, da der Bürgermeister einen Termin hat und uns sonst entkommen wäre“, sagte Peuckert. Da hatte der Geheimdienst der Möhnen aber ganze Arbeit geleistet und den Bürgermeister überrascht.  Zum 22. Mal erfolgte dieses Jahr der Sturm auf das Rathaus an Weiberfastnacht und immer hatte es die Stadtmitarbeiter unerwartet getroffen, doch nun, so Peuckert, scheide sie aus der Organisation aus und werde sich friedlich aus dem jährlichen karnevalistischen Angriff zurückziehen. „Jedes Jahr hatten wir ein anderes Motto und andere Kostüme. Aber man soll ja aufhören, wenn’s am schönsten ist und eine Nachfolgerin habe ich nicht gefunden“, erinnert sie sich. Auch DJ Heiko war von Anfang an dabei und legte zunächst sogar in Köthenwald und Ilten für die Frauenpartys auf.

Nachdem der Bürgermeister formell die Kapitulation anerkannt und die kostümierten Angreiferinnen das Sagen in der Stadt übernommen hatten, verließen die fünf Frauen die Verwaltung wieder und zogen unerwartet weiter zu Edeka Jacoby, wo sie ein opulentes Sektfrühstück erkämpften. Danach ging es gestärkt in der Mittelstraße zum Schmuckgeschäft Solitaire, von wo sich ihre Spur dann wieder verlor.

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