Hat die „Bürokratie“ Schuld am „Tod“ einer Sehnderin?  – Ein Hilferuf aus der Natur

Bald ist es zu spät. Eine verdiente und noch sehr vitale Sehnderin soll gehen. Sie sorgt seit vielen Jahren für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Sie arbeitet für frische Luft, sorgt für ein angenehmes Klima und kümmert sich um unzählige Tiere. Unermüdlich ist sie seit etwa 300 Jahren für Mensch und Natur aktiv. Aber hat sie der Bürgermeister zum 300. Geburtstag geehrt?

Nein, leider nicht! Aber sie ist ja keine Frau, sondern eine Eiche. Sie lebt an der Landstraße zwischen Bilm und Wassel. Sie hat schon viel erlebt und „gesehen“, so das Abfeuern der auf dem Grünland gegenüber gefundenen Musketenkugeln. Sie überlebte so manchen Krieg und kalten Winter und das Waldsterben. Nun aber soll sie verschwinden – getötet werden – und mit ihr einige liebe Freundinnen nebenan. Denn, wie bekannt ist, wird demnächst ein Radweg gebaut. Für die Menschen in Wassel, Bilm und ganz Sehnde.

Die Eiche (mi.) soll nach 300 Jahren für den Radweg gefällt werden; dabei geht es auch anders – Foto: NABU

Klar – sie hat für die Menschen hier gut gesorgt und ist unverzichtbar und wertvoll für alle in ihrer Umgebung – aber sterben soll sie deshalb trotzdem.
Klar – es gibt Alternativen, aber die wurden von Ingenieuren und Verwaltungsmitarbeitern verworfen.
Klar – es gibt auch noch nicht geprüfte Möglichkeiten, aber die wurden bisher noch nicht vorgeschlagen und sind leider „viel zu spät“ für das bürokratische Verfahren vom ehrenamtlichen Naturschutz angeregt worden.

Eine Rettung für die fleißige Sehnderin und ihre nahe bei ihr lebenden Verwandten und Freundinnen könnte eine Verengung des Fahrradwegs auf einer kurzen Strecke sein. So wird das häufig sogar auf Straßen für Autos gemacht. Rücksichtnahme und Vorsicht, wie im Straßenverkehr gesetzlich vorgeschrieben, könnte hier der Schlüssel sein, um im doppelten Sinn Leben zu retten. Denn es geht auch um die gute Einsichtnahme für abbiegende Landwirte, die auf ihren Feldweg wollen. Die könnten Radfahrer übersehen – und daher stört unsere uralte Freundin Eiche mit ihrer imposanten Erscheinung. Sie soll sterben, um freie Sicht zu gewähren.

Aber auch die Landwirte lieben ihr Land und die Natur. Sie würden selbstverständlich besondere Rücksicht nehmen, um eine solch kostbare Eiche zu retten. Und mit Spiegeln und Warnschildern würde einiges an zusätzlicher Sicherheit für die Radler möglich sein.

Ist es wirklich schon zu spät …? Fristen wurden nicht rechtzeitig bedient. Dem Gott der Bürokratie nicht rechtzeitig genug Opfer gebracht – auf weitere Bitten wurde gar nicht mehr reagiert. Und wieder verschuldet Untätigkeit und Ignoranz gegenüber der Natur die Verhinderung einer Rettung.

Ja, es ist „nur“ ein Baum. Davon gibt es ja genug… – und die wehren sich auch nicht. Leichte Opfer.  Genau hier liegt der Irrtum. Bäume haben viele Freunde, auch unter den Menschen; diese Freunde müssen jetzt aktiv werden! So zum Beispiel an die Region Hannover – Untere Naturschutzbehörde, an das „Team 63.01 Planfeststellungsbehörde“ – die Forderung stellen, sich für die Rettung unserer alten, aber vitalen Lebensspenderin  zwischen Bilm und Wassel einzusetzen.

Der NABU Sehnde tut es hiermit. Weitere Informationen gibt es dazu gerne beim NABU Sehnde, unter der E-Mailadresse Nabu-OG-Sehnde@gmx.de sowie unter der Telefonnummer 0151/15 93 39 99. Außerdem am Freitag, 24.09. 2021, zwischen 15 und 16 Uhr am NABU Büro an der Mittelstraße.

Anzeige
Werben Sie bei Sehnde-News