Besuch der SPD-Regionsfraktion in Sehnde


Im Rahmen ihrer Sommertour ist die SPD-Regionsfraktion auf Einladung des Sehnder Regionsabgeordneten Wolfgang Toboldt mit sieben Personen im Dorfladen und dem Klimazentrum in Bolzum zu Gast gewesen. Dort trafen Regina Hogrefe, Robert Schulz, Franziska Schillert und Helga Laue-Hoffmann auf den Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse und den SPD-Fraktionsvorsitzenden Max Digwa und die Vertreter des Dorfladens Renate Mitschke, Silke Gora und Michaela Oldewehme.
Die Betreibervertreterinnen des genossenschaftlich organisierten Dorfladens, ausgezeichnet als Dorfladen des Jahres, stellten das Konzept, die Entwicklung von der Idee bis zur Gründungsversammlung und den Start 2024 vor. Demzufolge sammelte die Genossenschaft von ihren Mitgliedern von heute 200 Personen rund 75.000 Euro als Startkapital ein, wobei sie auch unterstützt wurden durch die Familie Lehrke in Bolzum, die das Haus und die Ställe der alten Hofstelle zur Verfügung stellte. Mit diesem Geld wurde dann alles gestemmt, was erforderlich war, vom Bau bis zur Grundbestückung des Dorfladens.
Nun mehr ist der Laden seit gut zehn Jahren existent, erhält keine Förderung mehr und trägt sich durch die Genossenschaft selbst. Bis zu 40 Personen unterstützen die Arbeit ehrenamtlich bei Bedarf.
Mindestlohn ein Problem
Das ebenfalls integrierte Café, in dem die Gäste aus der Region unter Führung der SPD-Regionsfraktionsvorsitzenden Hogrefe empfangen und informiert wurden, ist nunmehr ein Mittelpunkt des Dorflebens. „Hier bekommen Sie oft nur einen Platz nach Vorbestellung“, so Oldewehme in ihrem Vortrag. „Sei es beim Frühstück oder zur Kaffeezeit. Inzwischen haben sich auch viele regelmäßige Kreise zusammengefunden.“ So waren am Besuchstag bereits rund 110 belegte Brötchen ausgegeben oder vorbestellt. Durch diese Frequentierung von Café und Dorfladen konnte im Jahr 2024 erstmals ein Gewinn von 4.500 Euro erwirtschaftet werden. „Doch es gibt auch Schwierigkeiten“, berichteten Oldewehme und Gora. „Durch den neuen Mindestlohn haben wir höhere Personalkosten von rund 16.000 Euro pro Jahr, bei dem geschilderten Gewinn. Das führt auch bei uns zu der Überlegung, weniger Personal zu beschäftigen – zum Beispiel durch elektronischen Zugang mit Kartenabrechnung.“ Das hörten die Gäste, deren SPD-Projekt im Bund diese Anhebung gewesen war, nicht ganz so gerne, ist aber als Problematik bei kleinen Betrieben bundesweit ein Thema. Zudem ist die Konkurrenz durch das nahegelegene Sehnde mit zwei Discountern, zwei Supermärkten und einem Bio-Laden sehr drückend.
Für Kinder ist der Einkauf ohne Einkaufswagen im Ort auch ein Erlebnis – hier dürfen sie selbst einkaufen und bezahlen – und auch für die nahegelegene Senioreneinrichtung der Tagespflege der AWO ist der Dorfladen eine willkommene Nahversorgung – ohne die irritierende Hektik, die oft bei Discountern herrscht.
Klimazentrum als weiterer Ankerpunkt
Das in Bolzum beheimatete Klimazentrum ist ein weiterer Ankerpunkt des Dorfes. Hier unterstützt der Dorfladen die unterschiedlichsten Aktionen – vom Kochkurs bis zur Versorgung von Tagungen und auch die örtlichen Vereine können im Dorfladen auf Rechnung kaufen. Abschließend fasste Oldewehme es mit ein paar Worten zusammen: „Der Dorfladen ist mehr als ein Einkaufsladen der üblichen Art. Er ist Dorfmittelpunkt für Jung und Alt geworden und trägt auch das soziale Leben mit.“
Wünsche an die Politik

Aber auch Wünsche trugen die Betreiber den Besuchern aus der Politik vor. So gibt es tausende hemmende Vorschriften für Laien, die einen Betrieb wie diesen behindern und das rechtliche Dickicht unübersichtlich machen. Hier wäre der Abbau und die Straffung der bürokratisch-rechtlichen Hürden dringend erforderlich. Zudem gibt es für diese genossenschaftlichen Organisation keine aktuell sichere Rechtsform, sodass der Dorfladen derzeit als UG läuft, was aber auch nur eine Hilfskonstruktion ist. Zudem gibt es – anders als in Vereinen – für die ehrenamtlich Tätigen ein Versicherungsproblem. Während die Vereine auf eine günstige öffentliche Absicherung zurückgreifen können, gibt es derartiges für genossenschaftlich organisierte Dorfläden nicht. Hier besteht Handlungsbedarf, so verstanden es die Gäste aus der SPD.
Klimazentrum ist ein Leuchtturm in der Region
Im gegenüberliegenden Klimazentrum Sehnde informierte Bürgermeister Olaf Kruse die Besucher. Diese Einrichtung ist in der Region einmalig. Kruse stellte das Zentrum von der Bauphase 2023 bis zur Einweihung 2024 vor, sprach über die erhaltenen Förderungen und die Arbeit in einem „uralten“ Gebäude, das mit immer neuen Überraschungen aufwartete.

Energetisch ist das Haus mit einer PV-Anlage und BHKW ausgerüstet und hat einen Preis von 15.000 Euro für die Idee und Umsetzung gewonnen. Nun ist das Gebäude weitgehend fertig und bietet zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten. Das geht vom einfachen Treffpunkt über Vortrags- und Schulungsmöglichkeiten und Co-Workingspace bis hin zu Seminaren zum Klima. Es ist ein E-Fahrrad und E-Rollerverleih integriert, es gibt ein Reparaturcafé und einen Lastenradverleih. Dazu verfügt das Zentrum über ein Geschirrmobil mit Material zum Ausleihen, dass den Bürgern und Vereinen von Sehnde kostenlos zur Verfügung steht.
Nach einem Rundgang durch das Gebäude bedankte sich Hogrefe im Namen der Gäste für die Einblicke: „Der Besuch zeigt deutlich, dass solche Projekte wie der Dorfladen und das Klimazentrum mit dem Engagement von handelnden Personen stehen und fallen. Das aber ist in Städten nicht mehr erwartbar, umso wertvoller sind Projekte wie diese.“
Allerdings, so ist auch bei solchen Vorstellungen anzumerken, dass man das Versorgungskonzept in der Region Hannover mit Grund- und Mittelzentren den Bevölkerungsentwicklungen anpassen muss.
Von Bolzum aus fuhr die Delegation weiter nach Wehmingen, um sich das dortige Museumszentrum im Straßenbahnmuseum Hannover, dem größten seiner Art im Norden, mit aktuell sechs Museumsangeboten anzusehen.
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