Bänke gegen häusliche Gewalt in Sehnde „ausgeschildert“

Bänke gegen häusliche Gewalt in Sehnde „ausgeschildert“
Ines Raulf (Stadtmarketing), Jennifer Glandorf (Gleichstellungsbeauftragte), Thorsten Hernandez Gomez (Ehrenamtskoordinator) und Anne Günther (Erste Stadträtin) (v.li.) auf der ersten "ausgeschilderten" Bank in Sehde - Foto: JPH

Für viele Frauen ist der gefährlichste Ort ihr eigenes Zuhause. Jede dritte bis vierte Frau hat in ihrem Leben mindestens einmal gewalttätige Übergriffe erlebt und etwa die Hälfte der von Gewalt betroffenen Frauen erlebt diese durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch Femizid. Häusliche Gewalt kommt in allen sozialen Schichten, vor jedem Bildungshintergrund und unabhängig von der Herkunft vor.

Eine Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) aus dem Jahr 2021 schätzt die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt in der EU auf 366 Milliarden Euro pro Jahr. Die gesellschaftlichen Folgekosten von häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen belaufen sich für Deutschland demnach auf zirka 54 Milliarden Euro pro Jahr – das ist die unglaubliche Summe von 148 Millionen Euro pro Tag.

Unterschiedliche Gewalt

Die Gewaltformen unterscheiden sich, sind jedoch alle stark belastend für die Opfer und schränken diese massiv in ihrer Lebensqualität ein. Formen häuslicher Gewalt können sowohl rein psychisch (Drohungen, Erniedrigungen, soziale Isolation) als auch physisch sein. Beide Formen gehen jedoch meist einher und dienen den Partnern, bewusst oder unbewusst, als Mittel zur Machtausübung und Kontrolle.

Hilfemöglichkeiten sind auf den Schildern aufgelistet – Foto: JPH

„Leider verzeichnen wir auch in Sehnde immer wieder Fälle von häuslicher Gewalt“, so der Bürgermeister Olaf Kruse. Laut polizeilicher Statistik gab es in Sehnde im Jahr 2021 62 Einsätze und im Jahr 2022 77 Einsätze im Kontext häuslicher Gewalt. „Diese Fälle sind nur das so genannte Hellfeld, die tatsächlichen Zahlen – also das Dunkelfeld – liegen vermutlich deutlich höher“, erklärt der Kruse.

Fallzahlen steigen

„In Anbetracht der Fallzahlen dürfen wir nicht locker lassen, über das Thema zu informieren und die Opfer bestmöglich zu unterstützen. Um die Hilfs- und Unterstützungsangebote für die Opfer häuslicher Gewalt weiter bekannter zu machen, setzt der Arbeitskreis häusliche Gewalt des Präventionsrates der Stadt Sehnde ein flächendeckendes Projekt um“, so Kruse. Demzufolge werden in allen Sehnder Ortsteilen Bänke mit Schildern versehen, die auf die Hilfs- und Unterstützungsangebote hinweisen. Ein QR-Code wird auf die Homepage der Stadt Sehnde führen. Hier finden Betroffene ebenfalls entsprechende Anlaufstellen.

Der weitaus überwiegende Anteil der Opfer häuslicher Gewalt ist weiblich, aber selbstverständlich benötigen auch betroffene Männer Hilfe und Unterstützung. Daher sind sowohl Anlaufstellen für Frauen als auch für Männer benannt. Erleben Kinder häusliche Gewalt im familiären Umfeld, so brauchen auch sie dringend professionell Hilfe und Unterstützung.    

Die Auswahl der markierten Bänke erfolgte über die Ortsbürgermeister.

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