Botschaften zum 1. Mai aus Lehrte: Solidarität, Tarifbindung und soziale Gerechtigkeit

Mit klaren Worten, prominenten Gästen und starker Beteiligung hat die diesjährige Maikundgebung des DGB in Lehrte ein deutliches Zeichen gesetzt: Für gute Arbeit, Tarifbindung, Menschenwürde – und gegen soziale Spaltung. Über 700 Besucher kamen am 1. Mai auf den Rathausplatz, um gemeinsam den „Tag der Arbeit“ zu begehen. Die Veranstaltung stand unter dem DGB-Motto „Mach dich stark mit uns!“
Organisiert wurde die Kundgebung bereits zum 25. Mal von Reinhard Nold, Vorsitzender des DGB-Ortsverbands sowie von ver.di Lehrte/Sehnde. Zum Jubiläum überreichten ihm seine Mitstreiter eine Fotocollage – als Dank für ein Vierteljahrhundert unermüdliches Engagement für die Kollegen.
Prominente Stimmen, klare Worte
Nach dem traditionellen ökumenischen Auftakt durch Pastorin Gesa Steingräber-Broder und Pfarrer Franz Kuhn, die sich deutlich für Tarifbindung und soziale Gerechtigkeit aussprachen, begrüßte Bürgermeister Frank Prüße die Anwesenden. Er mahnte mehr Respekt im Umgang miteinander an und forderte Eigeninitiative sowie gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der mit einem leidenschaftlichen Appell für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit auftrat. Wulff warnte vor Rechtspopulismus und politischer Gleichgültigkeit und erinnerte daran, dass 80 Jahre Frieden und Freiheit in Deutschland keine Selbstverständlichkeit seien. „Demokratie geht nicht mit einem Knall – sie ist irgendwann einfach weg“, sagte er eindringlich.
Soziale Realität vor Ort ernst nehmen
In der Eröffnungsrede des DGB wurde neben den politischen Grundsatzfragen auch ein sehr konkretes, lokales Problem angesprochen: der Fall der Reinigungskräfte in Lehrte. Bei der Vergabe von Reinigungsaufträgen in städtischen Einrichtungen an ein Billigunternehmen kam es zu tiefgreifenden sozialen Verwerfungen. Langjährige Reinigungskräfte verloren ihre Arbeit oder mussten massive Kürzungen von Arbeitszeit und Einkommen hinnehmen.
„Tarifverträge stärken nicht nur den Einzelnen – sie stärken die Demokratie“ so lautete dann auch die zentrale Botschaft. Der DGB machte deutlich: Derartige Missstände öffnen politischem Extremismus Tür und Tor. Besonders erschütternd: Eine betroffene Reinigungskraft kündigte an, künftig aus Frust die AfD zu wählen – ein mahnendes Beispiel, wie soziale Ungerechtigkeit das Vertrauen in die Demokratie untergraben kann.
Die klare Forderung an die Lehrter Kommunalpolitik: Öffentliche Reinigungsaufgaben müssen wieder in städtische Hände gelegt werden – für faire Löhne, sichere Beschäftigung und den Schutz menschlicher Würde.
Zukunftsperspektiven und politische Teilhabe
Im weiteren Verlauf kamen auch junge Menschen zu Wort: Zwei Auszubildende der Firma Miele berichteten im Gespräch mit Reinhard Nold von ihren Erfahrungen und Erwartungen an die Arbeitswelt. Kai Eisenblätter, Betriebsratsvorsitzender der MTU Maintenance Hannover GmbH, betonte die Bedeutung flexibler Arbeitszeitmodelle, fairer Bezahlung – insbesondere in der Pflege – und rechtlich geregelter Rahmenbedingungen für die Digitalisierung und den Einsatz Künstlicher Intelligenz.
Gemeinschaftsgefühl und politisches Signal
Begleitet wurde die Kundgebung von einem bunten Rahmenprogramm aus Musik, Akrobatik, Kinderaktionen und Informationsständen von Organisationen und Parteien. Auch politische Prominenz war vertreten: Der Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises, Dr. Matthias Miersch (SPD), die Lehrter Landtagsabgeordneten Heike Koehler (CDU) und Thordies Hanisch (SPD) sowie Regionspräsident Steffen Krach. Sie zeigten durch ihre Anwesenheit politische Unterstützung für die Anliegen des DGB.
Mit dem eindringlichen Appell für soziale Gerechtigkeit vor Ort, klarer Kritik an politischen Fehlentwicklungen und einer deutlichen Wertschätzung für 80 Jahre Frieden setzte die Maikundgebung in Lehrte ein starkes Zeichen: Demokratie, gute Arbeit und sozialer Zusammenhalt gehören untrennbar zusammen.
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