„Assewasser“ darf nach Sehnde – LBEG genehmigt Antrag

Alle Proteste in Sehnde und Lehrte, Ministerbesuche und Aktionen haben nichts genutzt, das Assewasser darf in die Gruben Bergmannssegen-Hugo und Friedrichshall eingeleitet werden. Das entschied das dafür zuständige niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) entgegen dem Willen der Bürger und der Stadt Sehnde. Eine radioaktive Belastung dadurch wird nicht gesehen.

Unter den Kaliberg darf nun auch Oberflächenwasser aus der Asse – Foto: JPH

Nach dem Bescheid dürfen „Zutrittslösungen“, nach den bisherigen Angaben also von oben in die Grube einsickernde salzhaltige Wasser, aus dem Bergwerk Asse zukünftig für die Flutung des stillgelegten Bergwerks unter Sehnde und Lehrte genutzt werden – vorausgesetzt sie halten radiologisch die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung ein. Die beiden entsprechenden Anträge der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) als Betreiberin der Asse und der Kali + Salz Entsorgungs GmbH (K+S) hat das LBEG heute zugelassen. Dem vorausgegangen waren zahlreiche Eingaben, Aktionen und Ratsbeschlüsse, die aber durch das eher bürgerunfreundliche “Bergrecht” auf den Prozess der Genehmigung keinen Einfluss hatten.

Unter Tage wird das Sickerwasser in diesem Becken gesammelt – und soll dann nach Sehnde kommen – Foto: JPH

Bei dem Zutrittswasser aus der Asse handelt es sich den Angaben der Asse GmbH zufolge um gesättigte Salzlösungen in einer seit Jahren gleichmäßig anfallenden täglichen Menge von rund zwölf Kubikmetern. Diese Wasser waren über viele Jahre hinweg ebenfalls zu Flutungszwecken im ehemaligen Kalibergwerk „Mariaglück“ in Höfer bei Celle verwendet worden – oder, nach Angaben bei Besuchen in der Asse, zur Herstellung von Streusalz durch ein Unternehmen. Die Flutung in Höfer wird voraussichtlich jedoch in diesem Jahr beendet.
Um sicherzustellen, dass die Salzlösung die Grenzwerte einhält, muss sie vor jedem Abtransport am Bergwerk Asse durch Messungen freigegeben werden, Fachbegriff „freigemessen“. Jeder Transportbehälter wird anschließend verplombt. Ein Begleitformular mit den wesentlichen Daten stellt sicher, dass der Weg der Salzlösung lückenlos nachzuverfolgen ist.

Anette Palitz (re.) erläuterte den Besuchern aus Sehnde die Lagermaßnahmen – Foto: JPH

Der Stadt Sehnde und Lehrte oder einer von ihr benannten Organisation wird seitens des LBEG das Recht eingeräumt, jederzeit Proben nehmen zu können und in einem von ihr benannten Labor untersuchen zu lassen. Damit die Stadt diese Möglichkeit nutzen kann, muss jeder Transport mindestens zwei Wochen vorher angekündigt werden. Diese Kosten werden von der BGE getragen. Dies hat die BGE bereits im Vorfeld zugesichert. Die BGE wiederum misst die Salzlösung kontinuierlich und dokumentiert die Ergebnisse. Die Messergebnisse werden auf der Internetseite der BGE veröffentlicht. Die BGE ist eine bundeseigene Gesellschaft im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums.

Dabei kommt das Assewasser nicht regelmäßig nach Sehnde, sondern nur in Ausnahmefällen, wie das Landesbergamt in einer Pressemitteilung schreibt: „Wenn keine andere Entsorgungsoption zur Verfügung steht, darf  künftig radiologisch unbedenkliches Salzwasser […], in das stillgelegte Bergwerk Bergmannssegen-Hugo/Friedrichshall bei Sehnde und Lehrte eingeleitet werden. […] Die Option kommt dann zum Tragen, wenn der aktuelle Verwertungsweg über einen Abnehmer aus der chemischen Industrie für das Zutrittswasser aus der Asse nicht zur Verfügung stehen sollte. Voraussetzung für die Einleitung der Salzlösung ist zudem, dass die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung für Tritium von 100 Becquerel pro Liter eingehalten werden. Für Cäsium 137 hat die BGE selbst einen niedrigen Wert von zehn Becquerel pro Liter beantragt.

Die gelben Kreuze in Sehnde hatten keine Wirkung – Foto: JPH

Mit der Einleitung von Salzlösung aus der Asse in das Bergwerk Bergmannssegen-Hugo/Friedrichshall könnte jedoch frühestens im Herbst begonnen werden. Die dafür notwendigen Anlagen sind derzeit im Bau und werden erst im September zur Verfügung stehen.

Die Produktion des Kaliwerkes Bergmannssegen-Hugo/Friedrichshall wurde 1992 eingestellt. Das Bergwerk wird seit 1999 mit Wasser unterschiedlichen Ursprungs planmäßig geflutet. Dazu zählen salzhaltige Haldenwässer unter anderem von der Rückstandshalde Bergmannssegen und den noch nicht abgedeckten Bereichen der Halde Friedrichshall, aber auch Wasser aus dem Mittellandkanal und aus anderen geographischen Bereichen.

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