Medizinische Versorgung im ländlichen Raum droht sich weiter zu verschlechtern


Immer mehr Arztpraxen schließen in der Fläche – auch in der Region Hannover – weil die Inhaber keinen Nachfolger mehr finden. Damit verschwinden in der Region Hannover nicht nur Krankenhäuser, sondern auch die Haus- und Facharztsituation wird immer angespannter. Dafür konzentrieren sich diese Nachfolgepraxen lieber in der Landeshauptstadt, was die Patienten zu längeren Anreisen zwingt.
Die CDU-Fraktion in der Regionsversammlung Hannover hat sich deshalb mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Bezirksstelle Hannover, dem Vorsitzender Dr. Eckart Lummert, sowie Geschäftsführer Julian Elgeti zu einem intensiven Austausch zur aktuellen Lage der medizinischen Versorgung in der Region Hannover getroffen. Der Fokus des Gesprächs lag insbesondere auf der Situation im Osten der Region, wo nicht nur das Krankenhaus Lehrte geschlossen wurde, sondern auch das Regionale Versorgungszentrum, nicht die geweckten Erwartungen erfüllt. In Uetze ist die Lage noch angespannter.
„Wir danken der KVN ausdrücklich für den offenen Austausch. Die geschilderten Fakten sind allerdings alarmierend“, erklärt Oliver Brandt, gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in der Region Hannover. „Das Durchschnittsalter der Hausärztinnen und Hausärzte liegt bereits bei 59 Jahren. Viele Praxen stehen in den kommenden Jahren zur Übergabe an, und eine Nachfolge ist längst nicht in allen Fällen gesichert. So zum Beispiel in Burgdorf, wo für eine gutgehende dermatologische Praxis keine Nachfolge gefunden werden konnte.“
Die KVN machte deutlich, dass junge Mediziner eine Tätigkeit im ländlichen Raum zunehmend scheuen. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in der unzureichenden Vergütung, massiven bürokratischen Anforderungen und einem Arbeitsalltag, der ohne Unterstützung durch medizinisches Personal nur schwer zu bewältigen sei.
„Die Realität ist: Der Wegfall von Bereitschaftspraxen und die Schließung von Kliniken im Umland verschärfen die Probleme zusätzlich. Das spüren die Patientinnen und Patienten längst – mit überfüllten Wartezimmern und langen Anfahrtswegen. Wer dann noch glaubt, wie der Regionspräsident, die medizinische Versorgung werde trotz Klinikschließungen sogar besser, der blendet die Fakten bewusst aus. Die Pläne oder auch Versprechungen des KRH im Regionalen Versorgungszentrum Lehrte eine dermatologische Praxis anzusiedeln, werden zunehmend unwahrscheinlicher“, so Brandt.
Einigkeit bestand zwischen der CDU-Fraktion und der KVN auch bei der Forderung nach einer besseren Steuerung der Patienten. Durch digitale Terminvergaben, gezielte Aufklärung und eine sinnvolle Verteilung von Zuständigkeiten könnten bestehende Kapazitäten effizienter genutzt werden. Nicht gesprochen wurde dabei allerdings über das Vertrauensverhältnis von Patient zu Arzt, das die Auswahl von Arztpraxen durch Patienten auch beeinflusst. Denn am Ende geht es so nämlich nicht nur um das Zahlenverhältnis „Arzt pro Patienten“.
„Wir werden den Austausch mit der KVN fortsetzen – und wir fordern die rot-grüne Mehrheitsgruppe sowie die Regionsverwaltung auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen“, so Brandt. „Die medizinische Versorgung darf nicht von der Postleitzahl abhängen.“ Am Ende geht es tatsächlich auch um die politische Frage, ob die Steuerung der Niederlassung von Allgemein- und Fachärzten durch die ärztliche Selbstverwaltung noch zeitgemäß ist und die Versorgung der Bevölkerung flächendeckend sicherstellen kann.
Anzeige