Aschenputtel & Co ohne Respekt – und stürmen das Rathaus

Sehnde lag ruhig da, kalt war es und die Sonne schien. Es hätte ein friedlicher Tag werden können – wären da nicht plötzlich Grimmsche Märchengestalten gekommen und hätten die Stadt heimgesucht. Zwölf Märchenfiguren, von Rotkäppchen über Aschenputtel, Dornröschen, Sterntaler und die Eisprinzessin bis hin zu den sieben Zwergen (von denen nur zwei da waren), zogen sie als Gruppe durch die Mittelstraße und in das Rathaus – und besuchten auch noch Ahlten. Es war „Weiberfastnacht“, „Möhnentag“ oder „Schwerdonnertags“, je nachdem, wo man gerade landschaftlich ist.

Günter Jacoby war das erste Opfer mit Krawatte – Foto: JPH

Um 9.30 Uhr war es soweit: Von nun an zog die Sehnder Märchen-Gruppe unter Führung von Aschenputtel alias Traute Peukert unter muskalischer Betreuung von DJ Heiko Echelmeyer aus Gardelegen zunächst bei Edeka Jacoby ein. Dort versuchte Günter Jacoby, unterstützt von seinen Kindern Jacqueline und Timo, die wilde Horde mit einem Frühstück zu besänftigen – doch das klappte nur zeitweise. Ohne viel zu zögern ging es dem Gastgeber mit den mitgebrachten Scheren an die Krawatte, bevor man sich dann an dem Angebot des Frühstücks gütlich tat. Nach einer Polonaise durch das Warenangebot zog die märchenhafte Gruppe schließlich weiter zum Schmuckgeschäft „Solitaire“ in der Mittelstraße. Hier erzwangen sie von Chefin Angelika Lipschus die Herausgabe von Sekt und Knabbereien, ohne die sie die Räume nicht mehr verlassen hätten.

Bei Angelika Lipschus (mi.) gab es keine Krawatte, aber Sekt – Foto: JPH

Zum Marktplatz zog es sie dann zurück, wo sie beschlossen, dass Rathaus zu erstürmen. Dort warteten schon das Phantom der Oper, alias Andy Maine, als Verstärkung und DJ Heiko als schwere Unterstützung für die Attacke. Gemeinsam eroberte man dann schnell und ohne auf viel Gegenwehr zu stoßen, das Büro des Bürgermeisters Carl Jürgen Lehrke. Der schaffte es nicht, sich der Märchenfiguren lange zu erwehren – und verlor ganz zügig seine geschmackvolle Krawatte. Nur mit Hilfe von Sekt und kleinen Snacks war er in der Lage, die Hoheit in der Verwaltungszentale zurückzuerlangen und den Spuk zu beenden. Nach rund 30 Minuten kehrte dort wieder die sonst übliche hektische Ruhe ein – und der Trupp zog weiter in die Eisdiele von Fabio Zuliani.

Auch der Bürgermeister (re.) musste Tribut entrichten – Foto: JPH

Auch da wurde, trotz des kühlen Umfeldes, der Tross nicht ruhiger: Während Chef und Chefin mit allen Mitteln versuchten, die wilde Horde zu besänftigten, verlangten die Märchenfiguren vielmehr wieder die Herausgabe von alkoholhaltigen Flüssigkeiten. Schnell waren die Gläser auf dem Tisch und die Versorgung sichergestellt. Derart beruhigt bestiegen die Frauen und Zwerge ihre fliegenden Teppiche und schwebten ab nach Ahlten. Dort, so hatten sie erfahren, sei ein Edeka Markt, den man auch erobern könne.

Bei Markus Hohlfeldt (mi.) waren die Weiber und das Phantom der Oper nicht zu halten – Foto: JPH

Unter den musikalischen Salven von DJ Heiko und der Führung von Aschenputtel war der Markt von Markus Hohlfeldt schnell erstürmt. Sekt und süßes Gebäck hielt die Angreifer jedoch nicht davon ab,  mit einer Polonaise das Geschäft in Besitz zu nehmen. Schließlich ging es auch Hohlfeldt noch an die Krawatte, der sich aber als Karneval-Fan outete und sich sehr freute, die illustren Gäste erstmals auch bei sich zu begrüßen. Nach einer Tanzeinlage und der Nutzung des Kuchenangebotes brach die bunte Heimsuchung wieder nach Sehnde auf. Dort soll, wie aus unbestätigten Augenzeugenberichten hervorgeht, sich ihre Spur in den märchenhaften Weiten der Stadt verliert…

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