Von Schingal (Irak) bis nach Sehnde

Von Schingal (Irak) bis nach Sehnde
Von seiner Flucht und seinem Leben in Deutschland erzählte Burhan Hawass - Foto: S. Heinen

Der Verein Flüchtlingshilfe Sehnde startete die Vortragsreihe „Sehnder Bürgerinnen und Bürger erzählen von ihrem Leben“. Den Start machte Burhan Hawass, der über sein Leben im Irak, den Krieg und seine Flucht nach Deutschland berichtete. Begleitet von vielen Fotos erzählte Hawass, wie schön seine Heimatstadt Schingal und seine Kindheit und Jugend im Nordirak war. Die Tage dort waren angefüllt mit Schule, Lernen – und zum Ausgleich viel Sport und Spiel. Man verbrachte die Zeit überwiegend im Freien, auch beim Lernen. Die Sommer waren heiß, die Winter kalt.

Überfall und Vertreibung

Diese Idylle wurde durch den Überfall des IS am 3. August 2014 jäh zerstört. Am gleichen Morgen verließ Hawass mit drei seiner Geschwister und seiner Mutter im Auto die Stadt und fuhr Richtung Türkei. Gerade rechtzeitig, bevor die Straßen abgesperrt waren. Viele Menschen wurden in den ersten Tagen verschleppt oder getötet.

Es folgten Monate der Flucht. Zu Fuß, per Auto, Bus, Bahn und Taxi führte der Weg über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Slowenien, Österreich schließlich nach München. Sehnde war von Anfang das Ziel der Familie, weil dort seine Tante schon seit vielen Jahren lebt. Im Juni 2016 konnten die Fünf nach mehreren Stationen in Deutschland auch in Sehnde sesshaft werden: zuerst in Wirringen, dann in Bolzum und Ilten und nun in Sehnde, wo sie ein eigenes Haus gekauft und renoviert haben. Aus dem Irak hatten sie so gut wie nichts mitnehmen können.

Neue Heimat

Ihre ersten Jahre in Deutschland waren geprägt durch Warten und Lernen der Sprache und der deutschen Gewohnheiten. Hawass ist sehr ehrgeizig und zielstrebig, sprach damals schon perfekt Englisch, heute zudem perfekt Deutsch, und hat sich so schnell integrieren können. Er ist jetzt 31 Jahre alt, Bauingenieur, und arbeitet hier in der Region. Außerdem ist er Mitglied im MTV Rethmar, der CDU und der Flüchtlingshilfe. Seine drei Geschwister haben auch ihre Ausbildungen abgeschlossen und sind ebenfalls alle in Sehnde und Umgebung angestellt.

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine rege Diskussion über das Gehörte. Alle waren sich einig, welch Glück sie haben, in Deutschland im vereinten Europa zu leben.

Die Vortragsreihe wird am 5. Juni 2024 um 19 Uhr in der Begegnungsstätte in Sehnde an der Peiner Straße fortgesetzt.

Gastbeitrag S. Heinen

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