Veranstaltungen im September in der Gedenkstätte Ahlem


Eine musikalische Lesung und ein wissenschaftlicher Vortrag stehen auf dem Programm der Gedenkstätte in Ahlem.
Es beginnt am Sonntag, 14. September, 15 Uhr, mit der musikalischen Lesung mit Patricia Litten unter dem Titel „Eine Mutter kämpft gegen Hitler“. Der Eintritt zu der Veranstaltung in der Gedenkstätte Ahlem an der Heisterbergallee 10 in Hannover ist frei.
Patricia Litten liest aus dem Buch ihrer Großmutter Irmgard Litten, die sich an das Schicksal ihres Sohnes erinnert: Als junger engagierter „Anwalt des Proletariats“ wurde Hans Litten in der Weimarer Republik bekannt, vor allem durch den Prozess zum Überfall eines SA-Rollkommandos auf das Tanzlokal Edenpalast in Berlin. In dem Prozess ging es Litten auch darum, aufzuzeigen, dass die nationalsozialistische Führung den Terror als planmäßige Taktik nutzte. Zu diesem Zweck rief er Adolf Hitler in den Zeugenstand. Hitler wurde dabei in die Enge getrieben und bloßgestellt. Diese Blamage hat ihm Hitler nie verziehen. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Litten verhaftet und in mehreren Gefängnissen und Konzentrationslagern über Jahre gefoltert und misshandelt – zuletzt in Dachau, wo er sich am 5. Februar 1938 das Leben nahm.
Vortrag zum Nationalsozialismus
Am Donnerstag, 25. September, um 19 Uhr, folgt ein Vortrag von Professor Dr. Henning Tümmers zum Thema „Medizin nach Hitler. Die bundesdeutsche Ärzteschaft und der Nationalsozialismus“. Der Eintritt im Haus der Region Hannover an der Hildesheimer Staße 18 ist ebenfalls frei.
In zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft hatten Mediziner beispiellose Verbrechen begangen: Sie hatten „Erbkranke“ zwangssterilisiert, grausame Humanexperimente durchgeführt, im Rahmen des NS-Krankenmordes aus der „Volksgemeinschaft“ Ausgegrenzte vergast und Menschen massenhaft an der Rampe von Auschwitz in den Tod geschickt. Obwohl nach Kriegsende einige Mediziner*innen für ihre Taten von alliierten Gerichten verurteilt wurden, musste sich der Großteil der Ärzte nicht verantworten. Erst in den 1960er Jahren begannen einzelne westdeutsche Akteure, sich für die NS-Medizinverbrechen zu interessieren. Der Vortrag fragt danach, welche Rolle die Ärzteschaft in der Auseinandersetzung mit dem Krankenmord und anderen NS-Verbrechen im 20. Jahrhundert spielte: Welche Phasen lassen sich im Umgang der bundesdeutschen Medizin mit ihrer Vergangenheit ausmachen?
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