Equal Pay Day 2022 etwas früher: Frauen verdienen noch 18 Prozent weniger als Männer

Equal Pay Day 2022 etwas früher: Frauen verdienen noch 18 Prozent weniger als Männer

Bis zum gestrigen Tag in diesem Jahr arbeiten Frauen in Deutschland umsonst, während die Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Auf diese Ungerechtigkeit hat der Arbeitskreis Frauen für Sehnde am Montag, 07.03.2022, anlässlich des Equal-Pay-Days mit einer Aktion auf dem Marktplatz ins Bewusstsein gerufen. Zu diesem Arbeitskreis gehören zahlreiche Unterstützer, die sich in der Zeit von 10.30 bis 12 Uhr mit Informationsmaterial an die Bürger wandten. Auch die beliebte „Rote Tasche“ gab es wieder.

Debatte am Laufen halten

„Ziel ist es, mit dem Equal Pay Day die Debatte über die Gründe der Lohnunterschiede in die Öffentlichkeit zu tragen, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, zu sensibilisieren und Entscheidende zu mobilisieren, damit sich die Lohnlücke schließt“, erklärte Jennifer Glandorf, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Sehnde. „In Europa verdienen die Frauen durchschnittlich 14 Prozent weniger als Männer – aber in Deutschland sind es 18 und damit sind wir weit am Ende der Skala.“ Dabei bezieht sich die Angabe auf den unbereinigten Wert im Gender Pay Gap – und beträgt in Niedersachsen sogar 19 Prozent laut Statistischem Landesamt – oder in Euro 4,13 in der Stunde.

Auf dem Boden des Marktplatzes hatte der Arbeitskreis Grafiken auf einem weißen Laken befestigt, die diese Lohnlücken zwischen Männern und Frauen über die Jahre dokumentierten. Allerdings hat sich die Lücke in den Jahren kontinuierlich um etwa 0,5 Prozent pro Jahr geschlossen – was nach wie vor zu langsam ist.  „In keinem Berufssektor verdienen Frauen mehr als Männer. Der geschlechtsspezifische Entgeltunterschied ist nach wie vor vorhanden“, betonte AWO Frauenberaterin Kathrin Olthoff.

Unterschiedliche Unterschiede

Das Symbol für ungleiche Bezahlung: die „Rote Tasche“ – Foto: JOH

Dabei sei der Gender-Pay-Gap in den jeweiligen Berufsbranchen sehr unterschiedlich: Am stärksten zeigt sich der Unterschied in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung mit 31 Prozent, Gesundheit- und Sozialwesen 24 Prozent sowie Banken und Versicherungen mit 23 Prozent. Selbst im Öffentlichen Dienst bestehe ein Lohnunterschied von sieben Prozent. „Wir sind mit dem Equal Pay Day auf dem richtigen Weg, doch es geht zu langsam“, so der Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse, der zur Unterstützung ebenfalls auf dem Marktplatz war. „Wenn wir uns am 1. Januar zum Equal Pay Day treffen, dann ist alles richtig.“

Weg von Rollenzuordnungen bei der Berufswahl

Unter Corona habe sich diese Lage insbesondere für die Mütter noch verschlechtert, hat Olfhoff beobachtet. Viele hätten ihre Arbeitszeit verkürzt oder kümmerten sich gänzlich um Kinder und den Haushalt.

„In der Regel haben Frauen den schlechter bezahlten Job, so dass für viele Paare feststeht, dass die Frauen die unbezahlte Haus- und Sorgearbeit leisten“, erklärt Olthoff.  Das erhöht sich für sie das Risiko, durch Teilzeit- oder Minijobs später in Altersarmut zu landen. „Mit der Rente wächst die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen sogar auf 53 Prozent in den Alterssicherungseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland“, hebt Glandorf hervor. “ Gängige Rollenstereotype beeinflussen nach wie vor die Berufswahl von Frauen. So wählen junge Frauen aus einem sehr engen Segment der über 300 Ausbildungsberufe aus. Die Berufswahl im sozialen wie im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich muss frei von Rollenstereotypen oder Barrieren bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere erfolgen.“

Auch Erfolge zu melden

Noch viel Arbeit liegt vor den Mitgliedern des Arbeitskreises – Foto: JPH

Allerdings meldet die Gewerkschaft NGG zu diesem Tag auch einen relativen Erfolg. So verdienen in den Bereichen der Gewerkschaft die Frauen „nur“ noch 11 Prozent weniger in Vollzeit als ihre Kollegen – in Euro bedeutet das 3.754 Euro zu 3.350 Euro laut NGG-Geschäftsführerin Lena Melcher. Nach Einschätzung der NGG könnte die Corona-Pandemie jedoch langfristig auch zu einem Umdenken beitragen. „Corona kann auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein. Viele Männer haben in den letzten zwei Jahren erstmals richtig erfahren, welche Arbeit Kinderbetreuung und Haushalt machen – aber auch, wie wichtig ihre Unterstützung zuhause ist“, hofft Melcher.

(Bild oben: Bürgermeister Olaf Kruse, Frauenberaterin Kathrin Olthoff und Sehndes Gleichstellungsbeauftragte Jennifer Glandorf (v.li.) setzen sich für gleiche Bezahlung ein – Foto: JPH)

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