Auffahrunfall auf A 2 – Gefahrgut mit schwach radioaktiven Restabfällen dabei – auch Sehnder Feuerwehren im Einsatz

Auf der A 2 ist es am Donnerstagnachmittag, 03.09.2020, zwischen den Anschlussstellen Lehrte und Lehrte Ost in Fahrtrichtung Berlin zu einem Verkehrsunfall zwischen drei Lastzügen gekommen. Unter den Unfallfahrzeugen war auch ein Gefahrgut-Sattelzug mit schwach radioaktiven medizinischen Restabfällen.

Zwei Züge zusammengeschoben

Die drei Unfallfahrzeuge: im mittleren war das Gefahrgut – Foto: StFw Lehrte

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei musste ein 40-jähriger Fahrer eines Actros Mercedes-Sattelzuges gegen 14.55 Uhr verkehrsbedingt bei zähflüssigem Verkehr bremsen. Ein 50-Jähriger, der ebenfalls mit einem Mercedes-Benz Actros hinter ihm fuhr, kam rechtzeitig zum Stehen. Ein 23 Jahre alter Fahrer eines Volvo-Sattelzuges bemerkte den Stau zu spät und kam nicht mehr rechtzeitig zum Stehen. Infolgedessen fuhr er mit seinem Fahrzeug auf den Sattelzug des 50-Jährigen auf und schob diesen auf den Vordermann.

Gefahrgut im mittleren Lastzug

Da der mittlere Lastzug eine Ladung mit hundert Fässern schwach radioaktiver Restabfälle aus Medizin und Forschung geladen hatte, wurde die Ortsfeuerwehr Lehrte gegen 15.45 Uhr alarmiert. Auf Grund der Gefahrgutlage wurde nach der ersten Erkundung der Kräfte gegen 16.08 der ABC-Zug der Region Hannover Ost sowie der ABC-Zug der Berufsfeuerwehr Hannover nachalarmiert. Zwei Personen wurden bei dem Unfall leicht verletzt.

ABC-Züge kamen zum Einsatz

Die Messungen ergaben keine erhöhte Radioaktivität – Foto: StFw Lehrte

Der ABC-Zug Region Hannover Ost stellt einen Zusammenschluss von Feuerwehrkräften aus den Kommunen Burgdorf, Lehrte, Sehnde und Uetze dar, die auf diese Art von Einsätzen spezialisiert sind. Den Einsatzgrundsätzen der ABC-Züge folgend , wurde deshalb zunächst ein Bereitstellungsraum für die anrückenden Einsatzkräfte auf dem Rasthof „Lehrter See“ eingerichtet. Zugleich wurde die Autobahn in Richtung Berlin voll gesperrt. Der Verkehr wurde über A 7 umgeleitet, doch in und um Sehnde und Lehrte kam es auch auf den Ausweichstrecken zu einem Verkehrschaos.

Im Rahmen der Vollsperrung konnten dann die einzelnen Einsatzfahrzeuge entgegengesetzt der Fahrbahn auf die Autobahn geleitet und die Einsatzstelle bis zur eingerichteten 50 Meter Sperrzone anfahren. Bei Eintreffen der Einsatzkräfte vor Ort und nach erster Erkundung bestätigte sich die gemeldete Lage. Der mittlere der drei Lastzüge hatte das dem Meldebild entsprechende radioaktive Material geladen. Eine erste Rücksprache mit dem Fahrer und dem Transport-Unternehmen ergab, dass insgesamt 100 Fässer mit rund 160 Litern Inhalt geladen sind. Zudem erhielten die Einsatzkräfte die Info, dass es sich bei der Ladung um schwach radioaktives Verbrauchsmaterial handelt. Laut dem Fahrer hat er sich nach dem Unfall über den Zustand seiner Ladung vergewissert und zunächst keine undichten Fässer vorgefunden.

Keine erhöhten Strahlungswerte gemessen

Die Feuerwehr Bilm baute den Dekontaminationsplatz auf – Foto: JPH

Im Rahmen der Gefahrenabwehr wurde dann eine sogenannte “ Dekontaminationsstation“ errichtet. Innerhalb dieser können sich die Einsatzkräfte zusätzlich ausrüsten und nach der Rückkehr aus dem Gefahrenbereich entseuchen, entgiften oder entstrahlen. Anschließend wurden zwei Trupps in Chemikalienschutzanzügen unter schwerem Atemschutz ausgerüstet. Sie erkundeten dann mit spezialisierten Messinstrumenten den LKW und dessen Ladung. Über Funk meldeten sie dann die Erkenntnisse an die Einsatzleitung, wo alles dokumentiert wurde.

Glücklicherweise war tatsächlich keines der Fässer Leck geschlagen. Somit war die Hauptaufgabe der Feuerwehr im Rahmen der Gefahrenabwehr beendet und der Einsatz wurde für die Feuerwehren um 19 Uhr beendet.

Gefahrgutlaster wurde abgeschleppt

Ein Abschleppunternehmen hat den Transporter dann auf das Betriebsgelände der Firma geschleppt, die Feuerwehr übergab die Einsatzstelle an die Polizei. Im Einsatz waren der ABC Zug der Region Hannover Ost mit 116 Einsatzkräften und 19 Fahrzeugen, bestehend aus sechs Fahrzeugen der Feuerwehren Lehrte, jeweils zwei aus Arpke, Sievershausen und Hämelerwald sowie jeweils einem  aus Steinwedel, Bilm, Ilten, Hänigsen, Höver, Ahlten und Aligse. Der Gesamtschaden wird von der Polizei auf zirka 140 000 Euro geschätzt.

Um 19.20 Uhr wurde die Vollsperrung aufgehoben, der rechte Fahrstreifen in Fahrtrichtung Berlin war aber noch für die Dauer der Abschlepp- und Bergungsmaßahmen gesperrt. Das Verkehrschaos in und um Lehrte hielt noch längere Zeit an.

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