Säureaustritt in chemischer Fabrik: Großeinsatz ABC-Zug in Lehrte war Übung

Säureaustritt in chemischer Fabrik: Großeinsatz ABC-Zug in Lehrte war Übung
Der ABC-Zug Region Ost rückte an, um den Chemieunfall in der CFL in Lehrte an der Köthenwaldstraße zu beseitigen; vorn rechts der Dekontaminationstrupp aus Bilm - Foto: FFW Sehnde
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In einer chemischen Fabrik im Stadtgebiet Lehrte (CFL) ist es am Freitag, 13.06.2025, gegen 17 Uhr zu einem folgenschweren Zwischenfall: Edelstahlbehälter, in denen sich Salzsäure befand, wurden bei innerbetrieblichen Arbeiten durch einen Gabelstapler beschädigt. In der Folge trat diese Säure aus und breitete sich sogar bis in dem angrenzenden Lehrter Bach aus. So zumindest das geplante Szenario der Lage, die sich dann als Übung heraustellte.

Die Leitstelle der Region Hannover alarmierte zunächst die örtlichen Einsatzkräfte mit dem Einsatzleitwagen zu einer Erkundung. Mit dessen Eintreffen kam es innerhalb des Betriebes im Bereich der Köthenwaldstraße dann zu einer Verpuffung – vier Personen galten zudem als vermisst.

Alarmerhöhung um 17.31 Uhr

Aufgrund der Lageeinschätzung durch den Einsatzleitdienst der Feuerwehr Lehrte wurde das Alarmstichwort rasch auf ABC 2 erhöht. Das bedeutete, dass Insgesamt 123 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst zur Einsatzstelle beordert wurden. Ein Szenario, das durchaus real werden kann, das aber auch gut gezeigt hat, wie schnell und gut die Einsatzkräfte sowohl im Lehrter Stadtgebiet zusammenarbeiten als auch mit dem ABC Zug der Region Hannover-Ost, der sich neben Einsatzkräften der Feuerwehr der Stadt Lehrte aus Einheiten aus den Kommunen Burgdorf, Sehnde und Uetze zusammensetzt.

Damit rückten auch aus Sehnde die Kräfte der Ortsfeuerwehren Bilm (Dekontamination), Höver (Gefahrgutmesstechnik), Ilten (TLF und Dekontamination) und Bolzum (Personal und Material) nach Lehrte an.

Nachdem die Teams ihre Einsatzzeit absolviert haben, müssen sie zunächst dekontaminiert werden. Dies führt das Personal des Dekontaminationstrupps aus Bilm aus – Foto: JPH/Archiv

Beim Eintreffen der ersten Kräfte wurden laut Übungslage vier Personen vermisst. Eine Person konnte danach nur noch tot geborgen werden, eine weitere wurde verletzt gerettet. Zwei weitere Personen mussten dann unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen mit Chemikalienschutzanzügen (CSA) gesucht und gerettet werden. Parallel dazu sicherten CSA-Trupps den beschädigten Behälter und begannen mit der Eindämmung des Gefahrstoffaustritts – alles unter feuerwehrinterner Beobachtung und Dokumentation der Abläufe.

Gefahren und Aufgaben bei ABC-Einsätzen

Einsätze mit atomaren, biologischen oder chemischen Gefahrenstoffen – sogenannte ABC-Einsätze – stellen besondere Anforderungen an die Feuerwehr. Bereits die unklare Lage, die sich beim Eintreffen der Einsatzkräfte vor Ort darstellt, kann eine unmittelbare Gefahr für Einsatzkräfte und Bevölkerung bedeuten. Die aufgefundenen Stoffe können hochgiftig, ätzend, explosiv oder brennbar sein – je nach Stoffart kann sogar bereits eine geringe Menge ausreichen, um ernste gesundheitliche Schäden zu verursachen. Umso wichtiger ist es, eine derartiges Einsatzlage regelmäßig zu trainieren, um schnellstmöglich fundierte und wirkungsvolle Hilfe zu leisten, aber auch den Eigenschutz nicht außer Acht zu lassen.

Einsatz im ABC-Bereich

Zum Schutz der Einsatzkräfte ist spezielle Ausrüstungen notwendig, insbesondere vollschützende Chemikalienschutzanzüge (CSA). Diese bieten zwar Sicherheit, erschweren jedoch die Arbeit erheblich, da sie Beweglichkeit, Sicht, Kommunikation und Einsatzdauer einschränken. Besonders schwierig ist dies bei Außentemperaturen um 27 Grad. Dafür ist es wichtig, dass die dafür eingesetzten Feuerwehrleute auch über eine gute Fitness verfügen.

Auch der GW Messtechnik aus Höver war im Einsatz – Foto: StFw Sehnde/Archiv

Zusätzlich ist die schnelle Identifikation und Bewertung des vorhandenen Stoffes entscheidend. Falsche oder verspätete Einschätzungen können zu weitreichenden Gesundheits- oder Umweltschäden führen. Auch die Dekontamination von Menschen, Material und Gerät muss unter streng kontrollierten Bedingungen erfolgen, was dann am Einsatzort in einer besonderen Dekontaminationsstelle, der Dekon geschieht.

Umwelt schützen

Ein weiterer kritischer Aspekt ist der Schutz der Umwelt im Einsatzbereich. Gelangen Gefahrstoffe – wie im aktuellen Fall Salzsäure – in Böden oder Gewässer, kann das langfristige ökologische Folgen haben. Maßnahmen zur Eindämmung, Neutralisation und Überwachung müssen sofort und gezielt parallel erfolgen.

Nicht zuletzt ist auch die Koordination komplex: Verschiedene Einheiten – Feuerwehren, Rettungsdienste, Polizei, Umweltbehörden und gegebenenfalls Spezialkräfte – müssen effizient nahtlos zusammenarbeiten und dürfen vor allem auch in Puncto Menschenrettung den Faktor Zeit nicht außer Acht lassen. Eine stabile Kommunikation und klare Führungsstrukturen sind in diesen Lagen deshalb unerlässlich.

Ergebnis

Bei dieser Übung ist erneut unter Beweis gestellt worden, wie gut die Zusammenarbeit erfolgt und wie wichtig das gemeinsame regelmäßige Training ist.

Glücklicherweise wurde bei dem Einsatz auch „real“ niemand verletzt und die Übung wurde mit einer ersten Abschlussbesprechung mit allen Teilnehmern dann beendet.

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