MdB Jens Beeck diskutiert mit Bewohnern im Klinikum

Ende vergangenen Jahres hatten sich 33 Bewohnerinnen und Bewohner auf in den Bundestag nach Berlin gemacht. Verabredet waren sie unter anderem auch mit Jens Beeck, Bundestagsabgeordneter der FDP. Leider konnte das Gespräch dann doch nicht wie geplant stattfinden. Dennoch hatte die Wahrendorff-Delegation einen spannenden Tag im Bundestag mit Besuch des Plenarsaals. Die politische Diskussion mit einem verantwortlichen Bundestagsabgeordneten wollten die Teilnehmenden jedoch nicht einfach aus ihrem Kalender streichen. Daher luden sie MdB Jens Beeck zum Gespräch in das Klinikum Wahrendorff ein. Und der versprach sofort einen späteren Besuch in Köthenwald. Jetzt hat er sein Versprechen eingelöst, besuchte den Heimbereich im Klinikum Wahrendorff und machte sich einen eigenen Eindruck von der besonderen Eingliederungshilfe in Sehnde mit den umfassenden Angeboten in den Bereichen Leben, Wohnen und Arbeiten.

Jens Beeck (6. v. li.) stellte sich den kritischen Fragen der Bewohner sowie Mitarbeitenden des Klinikum Wahrendorff. Heide Grimmelmann-Heimburg, Geschäftsführerin (l.) führte und moderierte durch den Tag – Foto: Wahrendorff/Perleberg

„Nah dran ist man hier“, so Beeck, der sich insbesondere im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie im Ausschuss Gesundheit im Bundestag engagiert. Und nah dran erlebten ihn auch die Bewohner sowie die Mitarbeitenden im Bereich der Eingliederungshilfe des Klinikums. So stand nicht das Treffen mit der Geschäftsführung im Mittelpunkt der Tour durch das großzügige Gelände, sondern Begegnungen mit besonderen Menschen, so mit Victoria in der Kunstwerkstatt des Klinikum Wahrendorff. Stolz präsentierte sie ihren kunstvollen Nachbau des Hannover 96-Stadions und plauderte locker über ihre persönliche Entwicklung in Wahrendorff. So ist es ihr von hier gelungen, den Hauptschulabschluss nachzuholen. „Und da geht bestimmt noch mehr“, ist sie optimistisch. Ansporn gibt es reichlich.

Abschließend stellte sich Rechtsanwalt Beeck den ganz aktuellen Fragen der Wahrendorffer. Und davon gab es jede Menge. Denn insbesondere mit Blick auf Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes gibt es große Verunsicherung. Durch das Bundesteilhabegesetz wird die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen ab dem 1. Januar 2020 konsequent personenzentriert ausgerichtet. Es wird bei der Erbringung der Leistungen der Eingliederungshilfe kein Unterschied nach ambulanten, teilstationären und stationären Leistungen mehr geben. In heutigen stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe werden die Fachleistungen der Eingliederungshilfe getrennt von den existenzsichernden Leistungen zur Lebensunterhaltssicherung erbracht. Derzeit bereiten sich Leistungsträger, Leistungserbringer sowie die Betroffenen und ihre Angehörigen auf diesen Systemwechsel vor.

Für die Bewohner oder auch deren Betreuende ist vieles in der Umsetzung des Gesetzes ab 1. Januar 2019 noch nicht geklärt. Stellvertretend dafür steht beispielweise der Grundsatz, dass zur Eigenverantwortung eines jeden Menschen unter anderem ein eigenes Bankkonto zählt. „Die Verpflichtung, ein eigenes Bankkonto zu führen, klingt zwar einfach, ist es aber nicht“, fasst es Stefanie L. stellvertretend für viele Anwesende zusammen. In einem zunehmend schwindenden Filialnetz der Banken wird für viele Menschen der Weg zur Bank ein unüberwindbares Problem, denn ein großer Teil der Bewohner benötigt Begleitung bei Wegen außerhalb des Klinikums. „Die Gründe dafür sind vielfältig“, beschreibt Stefanie L. das Problem. „Das können unter anderem Angstzustände sein, die ein Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel nicht zulassen.“ Und Heide Grimmelmann-Heimburg, Geschäftsführerin, verdeutlicht, welche Größenordnung alleine im Klinikum Wahrendorff dahinter steckt: „Von 1000 Bewohnerinnen und Bewohnern haben derzeit 100 ein eigenes Konto.“ Und das Thema Konto ist nur ein Beispiel der „Riesenbaustelle Umsetzung BTHG“. Die Grundlagen für Bemessungsgrundsätze in der Eingliederungshilfe unterscheiden sich deutlich von Vorgaben aus der Grundsicherung. „Das Gesetz ist gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht“, bestätigt Beeck die kritischen Anmerkungen der Diskussionsteilnehmer. „Es überfordert und führt an vielen Stellen zur Verschlechterung.“

Und Jens Beeck versprach, wiederzukommen. Dann auf jeden Fall mit so viel Zeit, die inspirierende Atmosphäre der Kunstwerkstatt noch viel intensiver zu erleben.

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