Land kauft 34 neue Züge für den Regionalverkehr in Niedersachsen

Niedersachsen soll insgesamt 34 neue elektrische Doppelstocktriebzüge für das sogenannte Expresskreuz Bremen/Niedersachsen (EBN) erhalten, das Bremen, Hannover, Oldenburg, Wilhelmshaven, Norddeich-Mole, Osnabrück und Bremerhaven miteinander verbindet. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) beabsichtigt, den insgesamt rund 760 Millionen Euro umfassenden Auftrag an den Konzern Alstom zu vergeben. Ab Dezember 2024 sollen die Züge zum Einsatz kommen.

Die neuen Züge für Niedersachsen – Grafik: LNVG

Finanziert werden die Züge mit 420 Millionen Euro aus Fördermitteln des Wirtschaftsministeriums für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann: „So viele neue Züge hat Niedersachsen noch nie auf einen Schlag bestellt. Diese Investition aus Mitteln des Landes setzt ein deutliches Zeichen: Wir wollen den Bahnverkehr weiter stärken. Wir setzen auf moderne barrierefreie Mobilität und Klimaschutz.“ Niedersachsen hat seit 1997 einen landeseigenen Pool für den Schienennahverkehr mit inzwischen 385 Fahrzeugen aufgebaut. Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro ist es der größte Pool unter den Bundesländern.

Das Streckennetz für die 34 Expresszüge – Grafik: LNVG

Die 34 neuartigen Doppelstockzüge bestehen aus vier Fahrzeugeinheiten – jeweils zwei Steuerwagen und zwei Mittelwagen. Zusätzlich werden 18 weitere Mittelwagen bestellt, um die Züge je nach Fahrgastaufkommen auf bis zu sechs Einheiten zu verlängern. Insgesamt werden somit 154 Fahrzeugeinheiten (68 Steuerwagen und 86 Mittelwagen) beschafft. Althusmann: „Der von der LNVG in einem strengen Wettbewerbsverfahren ausgeschriebene Auftrag für Bau und Instandhaltung der Fahrzeuge soll an das Unternehmen Alstom gehen. Damit ist die Beschaffung der Züge nicht nur eine gute Nachricht für Fahrgäste, Mobilität und Klima in Niedersachsen, sondern auch für unseren Industriestandort und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Standort Salzgitter.“

Leiseste Züge Deutschlands

Die Fahrgäste können sich dabei über mehr Komfort freuen: Erstmals in Niedersachsen und Bremen werden Doppelstocktriebzüge stufenfreie Einstiege haben und barrierefrei zu betreten sein. Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung, nennt eine weitere Neuerung: „Wir haben von Alstom verlangt, die leisesten Regionalzüge Deutschlands für uns zu entwickeln. Die geringen Geräusche der Fahrzeuge werden neue Maßstäbe setzen.“

Im zu vergebenden Gesamtpaket, das ein Volumen von mehr als 760 Millionen Euro hat, sind auch die Instandhaltung der Fahrzeuge für 30 Jahre und der Neubau einer Werkstatt aus weiteren Mitteln der LNVG enthalten.

Mehr Komfort und Barrierefreiheit
Leistungsdaten überzeugen – Grafik: LNVG

Die LNVG hat dem Hersteller hohe Standards vorgegeben. Dazu gehören unter anderem Bereiche für mobilitätseingeschränkte Menschen, komfortable Sitzabstände, großzügige Mehrzweckbereiche und Fahrradbereiche, die je nach Jahreszeit vergrößert oder verkleinert werden können sowie hohe Kapazitäten für Gepäck. Im Oberstock entsteht mehr nutzbarer Platz für die Fahrgäste, weil die Züge nach neuen europäischen Vorschriften für die Außenmaße gebaut werden, das so genannte Lichtraumprofil DE 3.

„Die EBN-Fahrzeuge werden die ersten Neubaufahrzeuge in Deutschland sein, die das europäische Lichtraumprofil DE3 vollständig ausnutzen“, sagt LNVG-Geschäftsführerin Carmen Schwabl. „Damit ergeben sich im Oberstock mehr Kopf- und Schulterfreiheit. Das ist eine wesentliche Verbesserung für die Fahrgäste.“ Die EBN-Fahrzeuge verfügen über WLAN und Videoüberwachung. Auf die Fahrgastinformation wird großer Wert gelegt. So werden Displays außen am Zug anzeigen, wie viele freie Sitzplätze es in den jeweiligen Wagen gibt. Reisende werden diese Daten vor Reiseantritt auch über eine App abrufen können. Außerdem gibt es innen dynamische Anzeigen für die Fahrgastinformation mit Zuglauf, Echtzeitinformation und Anschlussverbindungen auf den Unterwegsbahnhöfen.

Welches Bahnunternehmen die neuen Züge auf dem Expresskreuz betreiben wird, wird in einer weiteren europaweiten Ausschreibung geklärt. Betrieb und Instandhaltung der Züge zu trennen, werde Vorteile bringen, betont Schwabl: „Der Hersteller kennt die Züge am besten. Er ist für die kompletten 30 Jahre Lebensdauer für die Technik verantwortlich. Das Bahnunternehmen, das fährt, kann sich auf die Fahrgäste und den Betrieb konzentrieren.“

Der Zuschlag an Alstom wird wirksam, wenn bis zum 8. März 2021 kein unterlegener Bieter gegen die Entscheidung vorgeht.

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