Mahnfeuer an der B 65 in Sehnde

Etwa 40 Landwirte aus Sehnde und der Umgebung haben am Montagnachmittag, 02.,12.2019, am Kreisel vor Köthenwald ein Mahnfeuer entzündet. Anlass war die Unterstützung der Gespräche von Bauernverband, NGOs und anderen Organisationen in Berlin im Kanzleramt. Dabei ging es eigentlich erst einmal um die Verschärfung von Regeln, die die Landworte betreffen. Die waren nämlich aufgestellt worden, ohne dass dabei mit den Betroffenen ausführlich eine gemeinsame Linie erarbeitet worden ist.

Rund 40 Landwirte nahmen an dem Mahnfeuer teil – Foto: JPH

„Vieles ist schief gegangen bezüglich der neuen Regeln für die Landwirtschaft“, so die Teilnehmer am Montag in Sehnde. „Denn allein die Ausgangsdatenbasis ist dabei in Deutschland inkorrekt gewesen.“ Dabei geht es unter anderem um die Gülleverordnung, die Nutzung von Herbiziden und die überbordende Bürokratie für Landwirte. Dazu kommt dann als Zusatz das Mercosur-Abkommen mit Südamerika, dass die Einschränkungen der deutschen und europäischen Bauern mit dortigen heimischen Regeln unterläuft.

Der Protest der Landwirte dauert schon länger an und ist in weiten Teilen verständlich, auch wenn viel darüber diskutiert wird. „Es ist ein sehr komplexes Thema“, sagt Fabian Lehrke, der die Organisation des Mahnfeuers übernommen hatte. „Seit eineinhalb Monaten sind wir immer wieder deswegen unterwegs.“ So war Lehrke auch in Berlin dabei, als man der Bundesregierung mit Svenja Schulze (Umweltministerin) und Julia Klöckner (Landwirtschaftsministerin) den Unwillen zeigte. „Wir möchten zunächst einmal mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen“, so Lehrke weiter. „Denn im Moment wird nur über uns gesprochen und so getan, als wären die Landwirte an allem schuld: Insektensterben, Grundwasserprobleme und Umweltfrevel. Dem ist aber bei weitem nicht so.“ Und Axel Friehe aus Rethmar fügt hinzu: „Julia Klöckner hat zwar viel gesagt, aber nichts geändert.“

Es geht zunächst um den Bereich der Gülleverordnung. Dort sind der Europäischen Kommission Zahlen zum Grundwasser gemeldet worden, die „aus dem Jahr 2017 stammen, die ausgesucht schlecht und veraltet waren und zudem an falschen Orte genommen wurden“, so Lehrke. „Dabei hat man die Verordnung bereits 2017 verändert, die Werte aber nicht noch einmal ermittelt und angepasst. Damit hat man dann die Verordnung 2019 noch einmal verschärft.“ Danach wurden schließlich die sogenannten „Roten Bereiche“ eingerichtet, in denen zuvor oft gar keine Messungen erfolgt sind. „Unser Messbrunnen liegt in Höver“, zeigen Friehe und Lehrke auf der Karte. „Dort sind seit Jahren keine Auffälligkeiten. Alles weit unter dem Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter.“ Zudem haben die anderen europäischen Länder – wohl ebenso wie bei den Luftwerten – wahrscheinlich die besten Zahlen nach Brüssel gemeldet. Tatsächlich haben 16 Prozent der deutschen Brunnen in Niedersachsen schlechte Werte – aber ebenso 84 Prozent damit gute! „Das hat dann ja auch die Bundesumweltministerin Schulze dazu gebracht, in einer Talkshow im Februar 2019 zu sagen, wir hätten das beste Trinkwasser Europas. Und man könne es aus der Leitung trinken.“ Als Bespiel führt er den Messbrunnen in Rethen an, der einen Wert von 17,3 Milligramm pro Liter ausweißt. Trotzdem gäbe es dort eine „Rote Zone“.

Nur ins Gespräch kommen, lautet die Froderung – Foto: JPH

Auch die Glyphosat-Diskussionen würden die Landwirte gerne versachlichen. „Wir können die Kulturen von Weizen, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln und ähnlichem gar nicht mit Glyphosat behandeln“, so Lehrke, „weil wir das Verbot des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen haben. Würden wir das Mittel dort einsetzen, würden wir auch das abtöten, was wir ernten wollen. Glyphosat wird in Deutschland fast ausschließlich vor der Bestellung eingesetzt.“ Eine intensivere mechanische Bodenbearbeitung vor der Pflanzung würde andererseits erhebliche Mengen CO2 freisetzen. Auch die Insektenmittel würden, anders als überall dargestellt, zum Beispiel direkt über der Rübenpille ausgebracht und nicht mehr flächendeckend aufgetragen. Anders übrigens, als in einigen anderen EU-Staaten.

Und schließlich kommt das Mercosur-Abkommen zum Tragen. „Dort werden Flächen gerodet aus dem Urwald mit allen Mitteln, die hier verboten sind seit langem“, so die Landwirte am Montag. „Das betrifft dann auch den folgenden Anbau. Und die Lebensmittel kommen dann hier billig in den Handel zu Preisen, die wir auf Grund der Auflagen nicht mehr kontern können.“

So ist dringender Gesprächsbedarf mit den verantwortlichen Stellen vorhanden, will man nicht die heimische Landwirtschaft zugunsten von – möglichweise nicht ungefährlichen Importen – vor die Wand fahren und zerstören. Das aber setzt auch bei den zuständigen Ministerinnen Sachkenntnis und Gesprächsbereitschaft voraus. Und nur die wird von den Landwirten derzeit eingefordert!

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