NABU und DLRG: Enten frieren auf dem Eis nicht fest

Die frostigen Temperaturen dieser Tage lassen in Niedersachsen wieder erste Gewässer zufrieren. Doch während Kommunen und Behörden noch davor warnen, die zu dünnen Eisflächen zu betreten, tummeln sich regelmäßig zahlreiche Enten auf den zugefrorenen Seen und Tümpeln. Viele Bürger stellen sich bei dieser Beobachtung drei Fragen: Bekommen die Vögel kalte Füße? Frieren die Vögel am Eis fest? Müssen die Vögel gerettet werden?

Moorenten an einem Eisloch am Steinhuder Meer – keiner friert hier fest – Foto: © NABU/Wolfgang Glawe

Tatsächlich haben Enten und Schwäne kalte Füße – und gerade dies schützt sie im Winter davor, festzufrieren. Die Natur hat sich für die Vögel eigens ein „Wundernetz“ ausgedacht, das „Retetibiotarsale“. Dieser Bereich fein verzweigter Adern im Bein dient dem Wärmeaustausch. Hier gibt das fußwärts fließende Blut Wärme an das körperwärts fließende Blut ab. Dabei sind die Füße gut durchblutet – allerdings mit relativ kaltem Blut – weshalb dann kaum Wärme verloren geht und auch das Eis unter den Füßen nicht wegschmilzt. So bleiben die Füße kalt und es wird wertvolle Energie gespart.

„Wir brauchen die Enten im Winter also keineswegs wegen ihrer kalten Füße zu bedauern. Viel wichtiger aber ist die Erkenntnis, dass die Tiere auf dem Eis nicht festfrieren. Allerdings können bei lange anhaltendem Frost kranke oder verletzte, immobile Tiere im Eis einfrieren. Diese sind dann auf menschliche Hilfe angewiesen“, weiß Philip Foth, Pressesprecher des NABU Niedersachsen. Er ergänzt: „Speziell bei Enten und Schwänen ist es sehr wichtig, die Tiere nicht aufzuscheuchen, damit sie nicht zusätzlich Reserven verbrauchen. Diese benötigen sie, um gut über den Winter zu kommen. Spaziergänger sollten also sich und ihre Hunde zurückhalten.“

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) kennt sich damit gut aus. Sie wird oft um Hilfe gerufen, wenn Vögel angeblich auf den Eisflächen festgefroren sind. Mit vollem Körpereinsatz müssen die Gewässer betreten werden, nur um dann mitanzusehen, wie sich der angeblich in Not befindliche Vogel genervt davon macht. Da die Tiere in der Regel nicht festfrieren, besteht auch selten die Notwendigkeit, den Vögeln zu helfen – oder gar die Feuerwehr mit der Tierrettung zu alarmieren.

Oft bekommen diese gutgemeinten „Tierrettungsaktionen“ einen ernsten Hintergrund: „Lebensgefährlich wird es meistens dann, wenn Laien auf das brüchige Eis gehen, um nach den Tieren zu schauen“, meint Nico Reiners, Pressesprecher der DLRG in Niedersachsen. Problematisch sei es, wenn durch überflüssige Einsätze Helfer gebunden würden, die dann für echte Notfälle nicht mehr zur Verfügung stehen.

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