„Muss ich tun, was er sagt?“ – Projekt Gewaltschutz im AWO-Wohnhaus Höver

Das Mädchen Jenny mag ihren Onkel, weil er immer so lustige Geschichten erzählt. Doch plötzlich will er Nacktfotos von ihr machen. Der Junge Murat fühlt sich nach einem Streit mit seinen Freunden einsam und lässt sich von seiner Lehrerin trösten, die ihn jedoch sexuell belästigt. Wie sollen Eltern in solchen Situationen handeln? Und wie schaffen sie ein Klima, in dem sich ihre Kinder ihnen bei Problemen anvertrauen? Darüber informierte Kerstin Kremer, Mitarbeiterin von „Violetta, der Fachberatungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen“ jetzt Bewohnerinnen des AWO Wohnhauses für Geflüchtete in Höver. Organisiert wurde die Veranstaltung von Rabia Kuru, der Gewaltschutzkoordinatorin der Einrichtung.

Rabia Kuru zeigt Plakate, die im AWO Wohnhaus aushängen. Hier können sich von Gewalt betroffene Frauen vertraulich Hilfe holen – Foto: AWO Höver

Seit einem Jahr ist Rabia Kuru Gewaltschutzkoordinatorin in der AWO Flüchtlingsunterkunft in Höver und organisiert regelmäßig Informationsveranstaltungen zum Thema Gewaltprävention. Basis dafür ist eine Förderung der Koordinatorenstellen durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

„Muss ich tun, was er sagt?“ steht auf einem DIN A 4-Plakat, das im Flur des Wohnheims hängt. Darunter steht die Telefonnummer einer Beratungshotline. Das Plakat hat Kuru aufgehängt; es ist eines von mehreren, auf denen Hilfe bei Gewaltsituationen angeboten wird. Sie sind, wie die regelmäßigen Veranstaltungen, Teil des Gewaltschutzkonzeptes der AWO Einrichtung, in der derzeit 27 Geflüchtete untergebracht sind. „Wir sensibilisieren die Bewohnerinnen und Bewohner und informieren sie aktiv über ihre Rechte und unsere Hilfsangebote“, erklärt Kuru. Zwischen fünf und 15 Bewohnerinnen und Bewohner nahmen an den bisherigen Infoveranstaltungen teil. Zum diesem Vortrag von Kremer hat es Bewohnerinnen und vier dezentral untergebrachte Frauen gezogen. Begleitet wurden sie von zwei Übersetzerinnen, die ins Arabische und in Farsi übersetzen.

Kerstin Kremer, Mitarbeiterin von „Violetta“ informierte Bewohnerinnen des AWO Wohnhauses über Prävention von sexuellem Missbrauch an Kindern – Foto: AWO Höver

Zu Beginn des Vortrags zeigt Kremer kurze animierte Filme, die unterschiedliche Formen von sexuellem Missbrauch aufzeigen und erläutert, wie Täter und Täterinnen vorgehen. Dann leitet die Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin zur Prävention über. „In der Familie bedeutet präventive Erziehung, den Kindern mit Liebe und Respekt zu begegnen, ihre Persönlichkeit ernst zu nehmen und ihre Selbstbestimmung zu fördern“, erklärt Kremer. Im Mittelpunkt der präventiven Erziehung stehe die mentale Stärkung der Mädchen und Jungen. Wichtig sei es auch, Kinder und Jugendliche darin zu bestärken, sich nicht zu Dingen überreden zu lassen, die sie nicht wollen. „Kinder müssen wissen, dass sie ein Recht haben, Nein zu sagen, und ihre Grenzen aufzeigen dürfen“, so Kremer.

Die nächste Veranstaltung im AWO Wohnhaus ist am kommenden Freitag, 31. August. Sie richtet sich an männliche Geflüchteten und hat die Grundrechte in der Bundesrepublik Deutschland zum Thema. Ein Mitarbeiter des Männerbüros Hannover wird den Männern dann einen Einblick in das deutsche Grundgesetz geben und sie über die rechtliche Situation in Deutschland aufklären.

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